Die Deutsche Lufthansa buhlt seit Monaten um eine große Beteiligung an der ITA, dem Nachfolger der früheren Alitalia. Bislang scheiterten alle Bemühungen, zuletzt fehlte noch die Zustimmung der EU-Wettbewerbswächter. Doch durch einen Trick und 'Mithilfe' ausgerechnet eines Konkurrenten könnte es nun bald gelingen.
Deutschlands Airline Nr.1 bemüht sich um die Übernahme eines Minderheitsanteils von 41 Prozent an der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways. Die Deutschen hatten dafür bereits 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln locker gemacht. Außerdem kann Lufthansa laut Vereinbarung ab 2025 zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später auch die restlichen 10 Prozent.
Nur die Zustimmung der EU-Wettbewerbswächter fehlt noch. Knackpunkt: Die marktbeherrschende Stellung der ITA am Stadtflughafen Mailand-Linate wird nach deren Ansicht durch den Deal mit der deutschen Gruppe noch verstärkt. Dem EU-Okay ist man nun aber offenbar näher gekommen.
Wie die Zeitung Corriere della Sera schreibt, befindet sich die Lufthansa Group in fortgeschrittenen Gesprächen mit der britischen Billig-Konkurrentin easyJet. Um die Konkurrenz in Linate aufrechtzuerhalten, wollen die Briten am Flughafen eine Basis eröffnen. Lufthansa und ITA Airways schlagen dem Bericht zufolge vor, elf Slot-Paare pro Tag an easyJet abzugeben, also 22 Flüge.
ITA in Mailand achtmal stärker
Wie der aeroTelegraph ergänzt, würden diese Slots in etwa der Anzahl der Flüge entsprechen, die die Lufthansa-Gruppe (mit Air Dolomiti, Brussels Airlines und Lufthansa) in Linate hält. ITA Airways ist am Flughafen indes noch deutlich stärker, sie hält 88 Slot-Paare. Die Briten freuen sich wahrscheinlich. Denn die Billigairline setzt bekanntlich auf zentrumsnahe Airports, die auch für Geschäftsreisende interessant sind.
Sowohl das easyJet-Papier als auch die Lufthansa-Aktie tendieren am Montag wenig verändert. An der Börse in London notiert der Billigflieger am Mittag minimal leichter bei 535,21 Britische Pence. Der MDAX-Wert schwankt i, 6,70 Euro.
Sowohl Lufthansa als auch easyJet dürften vom ITA-Deal mittelfristig profitieren. Für die Lufthansa wird es noch eine Herkulesaufgabe, die defizitäre ITA auf Profitabilität zu trimmen. Die EU-Frist für eine Entscheidung läuft noch bis zum 6. Juni. Auch beim Lufthansa-Papier ist noch kein Signal erkennbar, jedenfalls kein Kaufsignal. Anleger warten hier weiterhin ab. Am Dienstag-Morgen veröffentlicht die Fluggesellschaft ihre Quartalszahlen.
Die easyJet-Aktie sieht charttechnisch etwas besser aus (siehe unten). Interessierte Börsianer können die Briten-Aktie auch gemeinsam mit zehn anderen in einem Index-Papier erwerben. Denn easyJet ist im DER AKTIONÄR Familienunternehmen Index enthalten und steht dort mit einer Gewichtung von mehr als zehn Prozent an der Spitze. Mit dem Indexzertifikat WKN DAOABS können Anleger nahezu 1:1 an der Entwicklung von elf europäischen Familienunternehmen teilhaben.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.