Erst im Juli hat die Lufthansa die italienische Airline ITA übernommen. Doch damit nicht genug. Die Airline müsse für ihre heutige Größe noch internationaler werden, was nur mit Übernahmen funktioniere, erklärte CEO Carsten Spohr im Juli. Ein Ziel ist die portugiesische Tap – die Verhandlungen werden konkreter.
Wie die italienische Zeitung Corriere della Sera am Wochenende berichtete, wird Spohr am Montag mit der portugiesischen Regierung – dem Tap-Eigentümer – zusammentreffen. Mehrere Vorgespräche gab es bereits, nun wolle der Konzernchef seine Pläne mit der Airline vorstellen.
Im September 2023 hatte die portugiesische Regierung den Verkauf von mindestens 51 Prozent an Tap zugestimmt. Die Nachfolgeregierung erklärte im Dezember, dass sie die vollständige Privatisierung anstrebe. Die Lufthansa will sich dem Bericht zufolge in einem ersten Schritt zunächst 19,9 Prozent an Tap sichern. Damit will man vermeiden, den Einstieg bei der EU-Kommission anmelden zu müssen, gleichzeitig aber einen Fuß in die Tür stellen.
Der Schritt würde Sinn machen, da die Lufthansa nicht der einzige Interessent an Tap ist, der Einstieg von Konkurrenten damit aber wohl vom Tisch wäre. Neben der deutschen Airline meldeten auch die französisch-niederländische Air France-KLM sowie der britisch-spanische Zusammenschluss IAG Interesse an.
Tap ist vor allem aufgrund der zahlreichen Verbindungen nach Südamerika, allen voran Brasilien, gefragt. Die Lufthansa würde ihr Streckennetz mit der Übernahme deutlich ausbauen. Aktuell bietet man zusammen mit der Tochter Swiss in Brasilien lediglich Flüge nach Sao Paulo und Rio de Janeiro an. Tap dagegen fliegt dort elf Ziele mit bis zu 91 wöchentlichen Frequenzen an. Mit dem Flughafen Lissabon würde man zudem ein weiteres internationales Drehkreuz erhalten.
Ein weiterer Vorteile der Übernahme wäre eine stärkere Marktpositionierung in Europa. Zudem dürften Synergien in Bereichen wie Einkauf oder Technik geschaffen und so eine bessere Kosteneffizienz geschaffen werden.
Die Lufthansa würde durch die potenzielle Tap-Übernahme mehrere Vorteile erlangen. Abzuwarten bleibt, zu welchem Preis die Airline verkauft wird und ob man sich gegen die Konkurrenz durchsetzen kann. Auch der Einstieg mit zunächst 19,9 Prozent ergibt Sinn, da darüber lange Genehmigungsverfahren folgen könnten, Portugal sich jedoch möglichst schnell von Tap trennen möchte. Die Lufthansa-Aktie ist derzeit jedoch kein Kauf. Die Airline kämpft mit mangelnder Profitabilität und legte daher auch ein Sparprogramm auf. Ob dieses Früchte trägt und eine Übernahme in dieser Phase der richtige Schritt ist, bleibt ungewiss.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.