Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet weiterhin keine schnelle Erholung des Luftverkehrs in der Corona-Krise. Bislang sei keine Entspannung zu spüren, stattdessen gebe es zusätzliche Reisebeschränkungen, sagte der Manager am Montag in einem Online-Gespräch der London School of Economics. In den kommenden Wochen werde es daher sehr schwache Passagierzahlen geben und auch ab dem Sommer rechne er nur mit 40 bis 60 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Allein diese Spanne bedeute für sein Unternehmen eine große operative Herausforderung bei der Einsatzplanung für Personal und Jets.
Unterdessen versucht Lufthansa einen Teil der Flugzeugbestellungen bei Boeing und Airbus auf kleinere Typen umzuschreiben. Die Hersteller schienen mit Blick auf die Aufträge gesprächsbereit, sagte Spohr. Die Lufthansa hat viele Großraumflugzeuge der Typen Airbus A350 sowie Boeing 787 und 777X bestellt. Boeing hat die Auslieferung der ersten 777X jüngst ohnehin auf Ende des Jahres 2023 verschoben.
Spohr sprach sich erneut für den stärkeren Einsatz von Corona-Tests vor Flugantritt aus. Es fehle aber weiterhin an behördlichen Vorschriften, während sich Lufthansa auf den Testeinsatz vorbereitet habe. Weltweit werde sich die Auffassung durchsetzen, dass Flugpassagiere entweder geimpft oder getestet sein müssten.
Der staatlich gestützte Lufthansa-Konzern wird nach Spohrs Worten die Krise nutzen, um sich nachhaltiger aufzustellen und seine Stellung in den Top-5-Airlines der Welt zu halten. Die Flotte werde von rund 800 auf 650 Flugzeuge schrumpfen. In den entwickelten Märkten wie Europa und den USA werde es wahrscheinlich fünf Jahre dauern, bis das Passagierniveau des Rekordjahres 2019 mit sehr viel mehr touristischen Kunden wieder erreicht werden könne. Möglicherweise werde man im Bereich der Geschäftsreisen nie wieder das alte Niveau erreichen und in der Folge die Business-Klasse verkleinern.
Die Lufthansa-Aktie lässt sich derweil zum Wochenstart nicht beeindrucken. Sie gewinnt gut drei Prozent auf 11,00 Euro und gehört damit zu den besten Werten des Tages im MDAX. Das Chartbild bleibt damit relativ attraktiv. Mutige Anleger, die mit einer nachhaltigen Wiederbelebung des Luftverkehrs rechnen, können nach wie vor an Bord bleiben. Ein Stopp bei 8,50 Euro sichert nach unten ab.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.
(Mit Material von dpa-AFX)