Bei der in der Corona-Krise aktuell florierenden Fracht-Tochter der Lufthansa wird hart um künftige Pilotenstellen gerungen. Die Vereinigung Cockpit (VC) hält dem Konzern schon seit längerem vor, gezielt Geschäft von der Lufthansa Cargo auf die tariflose und damit billigere Gesellschaft Aerologic zu verlagern, ein gemeinsam mit der Deutschen Post betriebenes Joint Venture. Die VC kritisiert nun, dass Lufthansa Cargo bei der Flottenumstellung ein Flugzeug weniger anschaffe als ursprünglich zugesichert.
Cargo-Sprecher Andreas Pauker bestätigte am Donnerstag, dass es zunächst bei den neun Frachtern vom Typ Boeing 777 bleibt, die bereits im Dienst stehen. Die Anschaffung einer zehnten Maschine sei zwar nicht ausgeschlossen, stehe aber derzeit auch nicht fest, sagte er. Die VC meint hingegen, dass zehn Maschinen zugesagt sind. Zuvor hatte dies das Portal Aero.de berichtet.
An jedem Jet hängen rund 30 Pilotenstellen, so dass die VC bei 10 Boeing-Maschinen von rund 300 bis 330 Stellen ausgeht. Aktuell sind aber noch rund 450 Piloten für die LH Cargo tätig, die wegen der hohen Fracht-Nachfrage noch vier Jets vom veralteten Typ MD11 länger als geplant in der Flotte gehalten hat. Sie sollen bis Herbst dieses Jahres ausgemustert werden, erklärte Pauker.
VC-Tarifvorstand Marcel Gröls kritisierte das Vorgehen hart und schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: "Die LH Cargo ist in der Krise der Fels in der Brandung für den Konzern. Zum Dank soll die Mannschaft verkleinert werden und die tarifvertragslose Schwester Aerologic soll wachsen. Effizienter kann man seine Mannschaft nicht vergraulen."
Die Lufthansa-Aktie lässt der Streit heute kalt. Der MDAX-Titel legt nach einer kleineren Schwächephase wieder zu. Das Chartbild bleibt damit relativ attraktiv. Mutige Anleger, die mit einer nachhaltigen Wiederbelebung des Luftverkehrs rechnen, können nach wie vor an Bord bleiben (Stopp: 8,50 Euro).
Mit Material von dpa-AFX
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