Um Luckin Coffee war es zuletzt ruhig geworden. Nun der Doppelschlag nach wochenlanger Funkstille: Seit gestern steht die Strafe der US-Börsenaufsicht für den Umsatzbetrug in Höhe von Hunderten Millionen Dollar und den daraus entstandenen Schaden für Anleger fest. DER AKTIONÄR fast die Lage zusammen.
Umsatz übertrieben, Verlust untertrieben – deswegen wird Luckin Coffee 180 Millionen Dollar Strafe zahlen. Diese könnte mit möglichen Entschädigungszahlungen an Anleger verrechnet werden. Entsprechenden Zahlungen müssten die chinesischen Behörden gegebenenfalls noch zustimmen.
Die Einigung mit der SEC ermögliche dem Unternehmen, damit fortzufahren, seine Geschäftsstrategie umzusetzen, sagte Luckin-Coffee-Chef Jinyi Guo.
Luckin Coffee soll während des Betrugs seine Umsätze grob geschätzt um bis zu 40 Prozent aufgeblasen haben. Der Börsenaufsicht zufolge wurden zudem mehr als 864 Millionen Dollar Schulden angehäuft.
Plan liegt vor
Heute veröffentlichte Luckin außerdem eine Pressemitteilung zum ersten Bericht des vorläufigen Insolvenzverwalters, den dieser vor einem Gericht auf den Kaimaninseln abgeliefert hat. Hintergrund: Luckin operiert unter der bei international handelbaren China-Anteilen üblichen VIE-Struktur mit Sitz in der Steueroase. Luckin sei zufrieden, dass der Verwalter einen detaillierten und tragfähigen Sanierungsplan unterbreitet habe, teilte das Unternehmen mit.
Im außerbörslichen Handel in den USA und an der Börse Stuttgart werden Luckin-Anteile heute zeitweise mit mehr als 45 Prozent Aufschlag gehandelt. Bei einem Kurs von etwas mehr als 5 Dollar ist noch nicht mal die Unterkante der Kurslücke, die nach der Aufdeckung des Betrugs gerissen wurde, erreicht. Diese Marke liegt bei 10,58 Dollar.
Was die Umsetzung der von Jinyi Guo erwähnten Geschäftsstrategie betrifft: Ziel des Unternehmens wird es wohl sein, sich vom Skandal und dem Einbruch des Geschäfts während der Coronakrise in China zu erholen. Luckin wird sicherlich nicht mehr rasant expandieren, sondern versuchen, profitabel zu werden.
Was Luckin Coffee wirklich wert ist, lässt sich derzeit nicht objektiv beurteilen. DER AKTIONÄR rät daher: Finger weg von diesem Zockertitel.