Der Düngerkonzern K+S verschafft sich mit dem milliardenschweren Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts dringend benötigte finanzielle Luft. Die Sparte gehe an Stone Canyon Industries Holdings LLC, Mark Demetree und Partner, wie die Hessen am Montagabend in Kassel mitteilten. Der Unternehmenswert belaufe sich auf 3,2 Milliarden US-Dollar. Mit dem Abschluss der Transaktion, die unter anderem noch von Kartellämtern genehmigt werden muss, rechnet K+S im Sommer 2021. Dann soll der Kaufpreis in bar entrichtet werden.
Am Vormittag hatte K+S bereits von fortgeschrittenen Gesprächen gesprochen, woraufhin die Aktien angesichts einer überraschend hohen in Aussicht gestellten Bewertung des Salzgeschäfts bis zum Handelsschluss um rund 14 Prozent zugelegt hatten.
Dass die Anleger positiv auf den Verkauf reagieren, überrascht wenig. So brauchen die Kasseler das Geld dringend für den Schuldenabbau. In den vergangenen Jahren hatten dem MDAX-Konzern Produktionsprobleme in Deutschland wegen mangelnder Entsorgungsmöglichkeiten für Abwässer sowie eine Flaute des globalen Düngermarktes schwer zu schaffen gemacht. Der infolge des milliardenschweren Neubaus des Kaliwerks in Kanada gestiegene Schuldenberg konnte auch daher nicht wie eigentlich geplant schrumpfen.
Leidgeprüfte Aktionäre
Auch daher stehen die Aktien schon länger unter Druck. Das Minus seit dem Jahreswechsel beläuft sich trotz des Kurssprungs zum Wochenauftakt immer noch auf rund 37 Prozent. Aktuell ringt das Papier mit der Marke von 7 Euro, die zuletzt mehrfach eine zu hohe Hürde war. Ein Sprung darüber könnte den Papieren zusätzlich Schwung verleihen.
Bis sich das langfristige Bild deutlich aufhellt, könnte es aber noch eine Weile dauern. Aktuell bringt es K+S an der Börse auf einen Wert von rund 1,35 Milliarden Euro. Im Herbst 2015, als das Unternehmen noch im DAX gelistet war, hatte die Marktkapitalisierung noch bei rund sechs Milliarden Euro gelegen. Damals hatte der Konkurrent Potash, der inzwischen im Düngerkonzern Nutrien aufgegangen ist, eine Übernahme erwogen. K+S hatte sich damals heftig dagegen gewehrt. Der Kurs war damals bis auf 40 Euro gestiegen - ein Niveau, dem die Aktionäre wohl immer noch nachtrauern.
Kaligeschäft nun noch wichtigerAngesichts der träge laufenden Geschäfte und der hohen Schulden hatte das Management von K+S verschiedene Optionen geprüft und sich dann im März für einen Verkauf des süd- und nordamerikanischen Salzgeschäfts entschieden. Hinzu kommen Sparprogramme. So braucht es nach dem Spartenverkauf etwa in der Verwaltung weniger Personal. Das wird vor allem die Zentrale in Kassel treffen. Insgesamt will Konzernchef Burkhard Lohr durch die verschiedenen Maßnahmen die Schulden bis Ende 2021 um deutlich mehr als zwei Milliarden Euro senken.
Beim langfristigen Schuldenabbau spielt nun aber auch das Kaligeschäft eine entscheidende Rolle. Nur wenn es die Trendwende schaffe und finanzielle Mittelzuflüsse erziele, könne K+S die Verschuldung wirklich nachhaltig senken, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. So hatten einige Börsianer moniert, dass mit dem Salzgeschäft ein verlässlicher Gewinnbringer wegfalle. Das Düngergeschäft schwankt tendenziell stärker.
Durch den Verkauf der Salzsparte gelingt es K+S, die hohe Verschuldung deutlich zu reduzieren. Allerdings fällt dadurch natürlich auch ein relativ zuverlässiger Ertragsbringer weg. Der MDAX-Konzern wird damit künftig noch abhängiger von den volatilen und aktuell noch schwachen Kalipreisen sein. Daher bleibt die zweifellos günstig bewertete K+S-Aktie ausnahmslos für mutige Anleger geeignet. Wer bereits dabei ist, sollte nun den Stoppkurs auf 4,90 Euro nachziehen!
(Mit Material von dpa-AFX)