Infineon hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr zurückgezogen. Die konkreten negativen Effekte der Corona-Pandemie sind aktuell nicht verlässlich zu quantifizieren. Langfristige Wachstumstreiber wie Elektromobilität, Internet der Dinge oder Erneuerbare Energien bleiben aber intakt. Analysten haben ihre Gewinnschätzungen überarbeitet und senken vor diesem Hintergrund ihre Kursziele.
Infineon-Vorstand Reinhard Ploss hatte bereits abseits von der Coronakrise mit einem schwierigen ersten Geschäftshalbjahr gerechnet und war zuletzt davon ausgegangen, dass eine Erholung nicht vor der zweiten Jahreshälfte – also ab Juli 2020 – einsetzen werde. Trotzdem hatte Infineon für das laufende Geschäftsjahr ursprünglich mit einem Umsatzanstieg von 3 bis 7 Prozent gerechnet. Nun geht der Konzern für das laufende zweite Quartal (bis 31. März) davon aus, dass die Erlöse nur am unteren Ende der angepeilten Spanne liegen werden.
Die negativen Effekte der Corona-Krise werden vor allem das zweite Geschäftshalbjahr belasten. Der Konzern verwies unter anderem auf die Schwäche der Autoindustrie. Während sich die Situation in China laut Infineon langsam wieder zu normalisieren scheint, ist die Produktion in Europa und den USA vorübergehend heruntergefahren worden. Mit der Autoindustrie macht Infineon knapp die Hälfte seines Geschäfts. Die ohnehin maue Autokonjunktur hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr zu spüren bekommen.
Die Infineon-Aktie zeigt sich in dieser Woche extrem volatil. Kein Wunder: Aktien aus der Chipbranche gelten in der Regel als sehr schwankungsanfällig. In Phasen rascher und hoher Kursverluste trennen sich Anleger bevorzugt von solchen volatilen Titeln, um die Risiken im Portfolio zu minimieren. Entsprechend hoch fallen dann die Kursgewinne in Phasen der Erholung aus. Das haben die letzten Tage eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Heute zählt die Aktie zu den größten Verlierer im DAX. Ein Grund: Erste Analysten haben ihre Schätzungen überarbeitet und ihre Kursziele entsprechend gesenkt. Berenberg von 24 auf 17 Euro. Deutsche Bank von 29 auf 23 Euro. Goldman Sachs von 22,50 auf 16,00 Euro. Alle drei Experten haben ihre Kaufempfehlung aber bestätigt.
Es ist offensichtlich: Die wirtschaftliche Lage an vielen Endmärkten bleibt kurzfristig weiter unsicher. Das trifft die Wettbewerber ebenso wie Infineon. Die mittel- und langfristigen Aussichten in den wichtigen Zielmärkten des heimischen Chipriesen wie Elektromobilität oder automatisiertes Fahren bleiben aber unverändert gut.
Kurzfristig dürfte der Kursverlauf eng an die von DAX und Co gekoppelt bleiben – nach oben und unten. Anleger mit Weitblick können dennoch weiter auf die Infineon-Aktie bauen.