Die Infineon-Aktie hat in dieser Woche extreme Kurssprünge vollzogen. Am Montag drohte ein Abrutschen unter die 10-Euro-Marke. Am Mittwoch notierte der Kurs im Hoch bei 14,55 Euro. Heute dürfte ein erneuter Rücksetzer folgen. Ausgerechnet einer der lange Zeit größten Pessimisten bestätigt heute sein Kursziel mit 21 Euro.
Die jüngsten Aufschläge bei der Infineon-Aktie waren den vorangegangenen Verlusten geschuldet. Der Kurs des Chipriesen war seit dem Beginn des Corona-Crash immerhin um über die Hälfte eingebrochen. Kein Wunder: Während einer Krise wird das Vertrauen in das gesamte System in Frage gestellt. Auf einmal kann sich keiner mehr vorstellen, dass sich die Lage überhaupt beruhigen und normalisieren wird.
Zudem gelten Aktien aus der Chipbranche in der Regel als sehr schwankungsanfällig. In Phasen rascher und hoher Kursverluste trennen sich Anleger bevorzugt von solchen volatilen Titeln, um die Risiken im Portfolio zu minimieren. Entsprechend hoch fallen dann die Kursgewinne in Phasen der Erholung aus. Das haben die letzten Tage eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Nach der jüngsten Erholung drehten DAX und Co wieder nach unten. Diesem Trend dürfte sich auch die Infineon-Aktie nicht enziehen. Die wirtschaftliche Lage an vielen Endmärkten bleibt kurzfristig weiter unsicher. Das trifft die Wettbewerber ebenso wie Infineon. Die mittel- und langfristigen Aussichten in den wichtigen Zielmärkten des heimischen Chipriesen wie Elektromobilität oder automatisiertes Fahren bleiben aber unverändert gut.
Barclays-Analyst Andrew Gardiner widmet sich in einer Branchenstudie den aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise. Für den Halbleiterkonzern bleibt er wegen der hohen Abhängigkeit von der Autobranche vorsichtig. Dennoch hat der zuletzt eher mit pessimistischen Äuperungen zu Infineon agierende Experte der britischen Investmentbank die Einstufung auf "Equal Weight" mit einem Kursziel von 21 Euro belassen.
Wie groß die Auswirkungen der Coronakrise auf die einzelnen Konzerne sein werden, ist zur Stunde offen. Das gilt auch für Infineon. Ob der Konzern die Jahresprognose aufrecht erhalten kann, ist fraglich. Offizielle Stellungnahmen gibt es bisher noch keine. Die Volatilität dürfte kurzfristig hoch bleiben. Selbst ein erneuter Rücksetzer in Richtung zwölf Euro ist nicht ausgeschlossen.
Für eine breite Entwarnung ist es angesichts der anhaltenden Coronakrise zu früh. Bei einigen ausgewählten Werten hat DER AKTIONÄR zuletzt aber hochinteressante Kaufchancen entdeckt. Welche dies sind, lesen Sie auch in der neuen Ausgabe 14/2020 des AKTIONÄR, die Sie hier herunterladen können.