Die Infineon-Aktie kennt kein Halten mehr. Drohte zu Wochenbeginn noch ein Abrutschen unter die 10-Euro-Marke, hat der Kurs des Chipherstellers mittlerweile wieder die 15-Euro-Marke ins Visier genommen. Behält die UBS am Ende recht?
Die jüngsten Aufschläge bei der Infineon-Aktie dürften vor allem den vorangegangenen Verlusten geschuldet sein. Der Kurs des Chipriesen war seit dem Beginn des Corona-Crash immerhin um über die Hälfte eingebrochen.
Kein Wunder: Während einer Krise wird das Vertrauen in das gesamte System in Frage gestellt. Auf einmal kann sich keiner mehr vorstellen, dass sich die Lage überhaupt beruhigen und normalisieren wird.
Zudem gelten Aktien aus der Chipbranche in der Regel als sehr schwankungsanfällig. In Phasen rascher und hoher Kursverluste trennen sich Anleger bevorzugt von solchen volatilen Titeln, um die Risiken im Portfolio zu minimieren. Entsprechend hoch fallen dann die Kursgewinne in Phasen der Erholung aus.
Ebenfalls positiv: Die Analysten der US-Investmentbank Jefferies erklärten die Halbleiterbranche jüngst zu einem der längerfristigen Gewinner des Coronavirus. Der gegenwärtige Zwang zur Selbstisolation werde auch in den Jahren nach der Krise noch tiefe Spuren im Verhalten hinterlassen. Menschen dürften viele Tätigkeiten in die eigenen vier Wände verlagern. "Virtuelle und Videokonferenzen werden zur Norm", argumentierten die Experten. Superschnelle Breitbandanschlüsse in Verbindung mit qualitativ hochwertiger Hardware für das Arbeiten von zuhause dürften die Ausgaben in diese Technik ankurbeln.
Die Schweizer Großbank UBS zeigte sich schon vor einigen Tagen recht zuversichtlich. Analyst David Mulholland mutmaßte in einer Studie über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Hardware-Hersteller über das bereits in den Aktienkursen eingepreiste Ausmaß. Beim Halbleiterkonzern Infineon seien gewisse Gewinnrisiken bereits berücksichtigt, so sein Fazit. Daher hat er seine Kaufempfehlung mit Ziel 24,50 Euro bestätigt.
Fakt ist: Die wirtschaftliche Lage an vielen Endmärkten bleibt kurzfristig unsicher. Das trifft die Wettbewerber ebenso wie Infineon. Die mittel- und langfristigen Aussichten in den wichtigen Zielmärkten des heimischen Chipriesen wie Elektromobilität oder automatisiertes Fahren bleiben aber unverändert gut.
Das erste Erholungsziel von 13 Euro hat die Aktie bereits weit hinter sich gelassen. Nachdem am Montag im Tief noch 10,40 Euro für die Papiere bezahlt wurden, rückt mittlerweile die 15-Euro-Marke in den Fokus.
Es bleibt dabei: Wer in Zeiten wie diesen eng am Markt agieren möchte und kann, der kann auf eine Fortsetzung der Rallye spekulieren, sollte auf dem Weg nach oben aber auch an erste Gewinnmitnahmen denke. Ein erneuter Rücksetzer dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Der Rest bleibt vorerst weiter an der Seitenlinie.