Angesichts der Entwicklung in der Ukraine fällt es weiter schwer, auf die Aussichten und Chancen bei der Infineon-Aktie zu blicken. Die Angst vor einer weiteren Eskalation, den Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen und den Folgen der steigenden Energiepreise sorgt bei den Anlegern für große Verunsicherung. Dennoch sollten Anleger die Aktie nicht aus den Augen verlieren.
Es ist kein Geheimnis: Der Halbleiterbedarf ist nach wie vor deutlich höher als das Angebot. Seit Monaten bremst der Chipmangel weltweit das Wirtschaftswachstum. Die Gründe sind vielschichtig, die Auswirkungen eindeutig.
Infineon hat frühzeitig dagegen gesteuert. Bei den Halbleitern, die der Konzern in seinen Fabriken selbst herstellt, vor allem Leistungshalbleiter und Sensoren, dürfte der Chipriese schon im Sommer wieder weitestgehend lieferfähig sein. Anders sieht es bei Auftragsfertigern wie TSMC (Taiwan) aus, die stehen für 30 Prozent des Umsatzes. Hier könnten die Engpässe bis Ende des Kalenderjahres und darüber hinaus belasten.
Der aktuelle Auftragsbestand von 31 Milliarden Euro (2021 Q4: 29 Milliarden Euro/2021 Q1: 13 Milliarden Euro) entspricht dem Umsatzvolumen von mehr als zwei Geschäftsjahren. Vor allem der Megatrend Elektromobilität sorgt für eine steigende Nachfrage. Der Konzern liefert unter anderem Chips für die Stromversorgung, sogenannte Hochleistungshalbleiter auf Basis von Siliziumcarbid (SiC). Diese bieten im Vergleich zu den bis dato eingesetzten Siliziumchips eine bessere elektrische Leitfähigkeit, sorgen also für mehr Reichweite der E-Autos. Nach der Cypress-Übernahme ist der DAX-Konzern hier weltweit führend, baut seine Kapazitäten wie zuletzt in Villach aber weiter aus.
Produktionsengpässe und der nur langsam abnehmende Nachfragestau dürften dem Konzern in den kommenden Quartalen bei der Preisfindung weiter in die Karten spielen. Steigende Preise und Gewinne bei gleichzeitig sinkenden Kursen sorgen für eine günstige Bewertung. Die Infineon-Aktie wird nach dem Rücksetzer mit einem 2022er-KGV von 18 bewertet. Nvidia als derzeit wertvollster Chipkonzern der Welt wird mit dem 55-fachen des zu erwartenden Jahresgewinns bewertet. Zum Vergleich: Das KGV von Apple beträgt 27.
Anleger sollten daher weiter Ruhe bewahren und den Blick nach vorne richten. Hellt sich das Marktumfeld wieder auf, dürfte die Infineon-Aktie den Vorwärtsgang einlegen und sich wieder nachhaltig von ihren Tiefstständen lösen. DER AKTIONÄR bleibt am Ball.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple, Nvidia.