Der britische Sportmode-Hersteller Frasers ist Gerüchten um eine mögliche Übernahme von Hugo Boss entgegengetreten. Die Frasers Group beabsichtige nicht, für Hugo Boss zu bieten, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in London mit. Über eine mögliche Übernahme des Modekonzerns war in der Vergangenheit mehrfach spekuliert worden.
Frasers war im vergangenen Jahr bei Hugo Boss eingestiegen und hatte den Anteil anschließend bis auf mehr als 15 Prozent im Januar ausgebaut. Seitdem kommt es immer wieder zu Gerüchten über eine Übernahme. Neben Frasers ist der langjährige Investor Marzotto mit 15 Prozent Großaktionär. In die Karten spielt bei solchen Übernahmegerüchten auch die weiter niedrige Marktkapitalisierung von Hugo Boss, die bei 3,2 Milliarden Euro liegt.
Der Edelschneider wurde von der Corona-Pandemie stark gebeutelt. Geschäfte blieben geschlossen, Kunden hielten sich zurück. All dies ließ den Modekonzern 2020 in die Verlustzone rutschen. Dazu befindet sich das Unternehmen seit Jahren im Umbau. Eine Turbo-Expansion im eigenen Einzelhandel sowie die Verwässerung der Marke durch zu viele neue Unterkategorien hatte Hugo Boss in die Bredouille gebracht.
In der Folge verlegte sich der Konzern vor allem aufs Sparen und hat das Thema „Digitalsierung“ vorangetrieben. So soll der Online-Umsatz bis 2022 auf mehr als 400 Millionen Euro gesteigert werden – die 300-Millionen-Euro-Marke wollen die Metzinger bereits im Laufe dieses Jahres knacken.
Überdies soll ein neuer Chef nun frischen Wind bringen. Hugo Boss setzt dabei große Hoffnungen auf den ehemaligen Tommy-Hilfiger-Chef Daniel Grieder, der im Juni starten wird. Grieder hat bei dem weltbekannten US-Unternehmen seine Qualitäten bereits unter Beweis gestellt.
Die Hugo-Boss-Aktie, die im frühen Handel noch mehr als vier Prozent verloren hat, notiert mittlerweile mit einem minimalen Aufschlag in der Pluszone bei 46,06 Euro. Der nächste charttechnische Widerstand ist das Verlaufshoch vom 22. Januar 2020 bei 46,98 Euro. Wird das überwunden, ist der Weg zunächst bis rund 50 Euro frei.
Der Rückzug von Fraser ist kein Verkaufsargument für die Aktie. Die schlankere (digitale) Aufstellung und die modische Neuausrichtung haben Hugo Boss zuletzt abseits des britischen Sportmodeherstellers zum Objekt von Übernahmespekulationen werden lassen.
Auch mit Blick auf die Bewertung ist noch Luft nach oben. Während die Metzinger ein 2021er-KUV von 1,3 aufweisen, liegt die entsprechende Kennziffer beim US-Konkurrenten Ralph Lauren bei 2,1. Dazu kommt die "Grieder-Fantasie" – der neue Boss hatte jüngst eine Verdopplung der Umsätze in den kommenden Jahren angekündigt. Kurzum: Aktie weiter halten. Kursziel: 50,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)