Die Aktie von HelloFresh trotzt am Montag als einziger Gewinner im MDAX dem Abwärtstrend. Während viele Werte unter den neuen Zollsorgen leiden, legt der Kochboxen-Versender leicht zu – zuletzt auf 7,45 Euro. Der Grund: eine frische Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux.
Sven Sauer von Kepler sieht HelloFresh als klaren Turnaround-Kandidaten. Sein Kursziel liegt bei elf Euro, was rund 50 Prozent Aufwärtspotenzial bedeutet. In seiner Studie lobt er den Strategiewechsel: Statt Wachstum um jeden Preis zählen jetzt Effizienz und Profitabilität. HelloFresh entwickle sich zu einem „schlanken, margenträchtigen und barmittelstarken Player“.
Im Gros sieht die Analystenzunft HelloFresh bei 11,76 Euro – also knapp 60 Prozent höher – fair bewertet. Derzeit liegen elf Kauf- und zehn Halteempfehlungen vor.
HelloFresh steckt in der Krise. Der einstige Börsenstar notierte in der Pandemie bei fast 100 Euro und hat seither über 90 Prozent an Börsenwert verloren. 2024 rutschte das Unternehmen mit einem Verlust von 136 Millionen Euro erstmals seit 2019 in die roten Zahlen. Hauptursachen: operative Probleme in den USA, schwache Nachfrage und hohe Marketingkosten.
Dazu kam ein Rückschlag bei den Zielen: Die Umsatzmarke von zehn Milliarden Euro wurde gestrichen. Statt Wachstum droht nun ein Rückgang von bis zu acht Prozent. Anleger reagierten enttäuscht – das Vertrauen in die Führung hat gelitten.
Neue Strategie: Effizienz statt Expansion
CEO Dominik Richter steuert um. Bis 2026 sollen 300 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden, die Kochbox-Kapazitäten sinken deutlich. Gleichzeitig wird das Sortiment breiter – mit Nahrungsergänzung, Tierfutter und GLP-1-kompatiblen Produkten. Ab 2027 rechnet HelloFresh wieder mit Wachstum.
HelloFresh ist kein klassischer Turnaround, aber auch kein Totalschaden. Die operative Basis steht, der Cashflow ist solide – doch das Vertrauen ins Geschäftsmodell wackelt. Im Zuge der jüngsten Abwärtsbewegung ist das Papier unter den Stopp des AKTIONÄR (8,20 Euro) gerutscht und wurde mit einem Gewinn von elf Prozent verkauft. Ein Neueinstieg drängt sich derzeit nicht auf.