Der Heibel-Ticker erklärt, Pokemon Go, das Spiel für Smartphones, ist ein sehr gutes Beispiel für augmented reality, also eine „erweiterte Wirklichkeit“, von der es künftig immer mehr geben wird. Das Spiel wurde von Nintendo und Google entwickelt und funktioniert folgendermaßen: Der Spieler lädt die Anwendungssoftware (App) auf das Mobiltelefon herunter. Die App zeigt einen Ort an, an dem ein virtuelles Pokemon-Monster auftaucht. Der Spieler schaltet die Kamera des Mobiltelefons ein und sieht durch das Kameraobjektiv die tatsächliche Welt, in welche ein virtuelles Monster eingefügt ist. Der Spieler muss das Pokemon fangen, indem er auf dem Telefon-Bildschirm einen Ball/ein Netz über das Monster wirft.
Der Aktienkurs von Nintendo hat sich seit der Veröffentlichung des (zunächst) kostenlosen Spiels Pokemon Go zwischenzeitlich verdreifacht. Google ist zu groß und verdient zu wenig an diesem Spiel, als dass sich das in der Notierung niederschlagen würde. Das Gleiche gilt für Apple, die nach Analystenschätzungen durch Pokemon Go zusätzlich Einnahmen von drei Milliarden Dollar haben dürften. Es gibt jedoch viele Parteien, die an Pokemon Go verdienen: Nintendo, Google, Apple, Städte, in welche mehr Menschen kommen, um bei den dortigen Sehenswürdigkeiten Pokemon zu fangen, Kardiologen, die es begrüßen, wenn sich die Spieler, häufig Stubenhocker, wieder mehr bewegen. Zudem sammelt die App jede Menge Daten über den Spieler. Mit Hilfe der Bewegungssensoren sammelt die App Informationen darüber, ob der Spieler geht, Rad fährt oder Auto fährt. In Verbindung mit den GPS-Daten, welche der Spieler für die App natürlich auch freigeben muss, wird ein ziemlich genaues Bewegungsprofil des Spielers erstellt. So detailliert bekommen das nicht einmal die Mobilfunkbetreiber. Nintendo wird also zur Daten-Krake.
Die Spieler von Pokemon Go dürften anhand dieser Daten künftig individualisierte Werbung auf das Mobiltelefon gespielt bekommen. Eine andere Möglichkeit ist, die Monster erscheinen für den Spieler an Orten, die nur für genau diese Person ausgesucht werden. Beispielsweise könnte ein Anbieter von Erfrischungen Monster in der Nähe seines Ladens erscheinen lassen, um aktive Spieler anzulocken. Dafür wird der Ladenbesitzer Nintendo Geld überweisen müssen. Der Betreiber eines Würstchenstands macht seine „sponsored location“ dann eher für bewegungsfaule Spieler interessant. Die Spieler müssen sich das gefallen lassen, denn sie müssen beim ersten Start des Spiels sämtliche Trackingmöglichkeiten für die App freischalten.
Ein Einstieg bei Nintendo ist nicht mehr zu empfehlen, dazu ist die Notierung bereits zu stark abgehoben. Derzeit kommt der Kurs wieder deutlich zurück. Der Heibel-Ticker rät also dazu, die Finger von der Aktie zu lassen.