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15.06.2022 Markus Bußler

Goldexperte Bußler: Die Uhr tickt

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Der Goldpreis kann sich zwar zum Auftakt in den europäischen Handel erholen. Dennoch dürfte der Handel erst einmal nervös bleiben. Heute Abend wird die US-Notenbank Fed ihren Zinsentscheid bekannt geben. Der Markt rechnet nun mit einem Zinsschritt von 75 Basispunkten. „Ein großer Zinsschritt wäre vermutlich gut für die Märkte“, sagt Markus Bußler.

Das Problem des Goldpreises (und der Aktienmärkte) sind die deutlich steigenden Renditen der US-Staatsanleihen. Interessant ist, dass die Renditen bei den kürzer laufenden Anleihen deutlich stärker steigen als bei den länger laufenden. „Die Zinsstruktur wird wieder invers und das ist ein vergleichsweise sicheres Anzeichen einer sich anbahnenden Rezession“, sagt Markus Bußler.

Die Vergleiche mit den 1970er Jahren, die immer wieder bemüht werden, hinken zwar etwas, da zu Beginn der 1970er Jahre die Bindung des Dollars an Gold aufgegeben wurde und der Goldpreis sich erstmals frei entfalten durfte. Dennoch ist auffällig, dass sowohl Inflation als auch Anstieg des Goldpreises damals in Wellen erfolgt sind. „Das Gros der Aufwärtsbewegung bei Gold entfiel dabei auf die letzte Inflationswelle Ende der 1970er Jahre“, sagt Markus Bußler. Interessant sicherlich: Die Aufwärtsbewegungen fanden stets in einem Umfeld steigender Zinsen statt. Dieser Mythos, dass steigende Zinsen schlecht für den Goldpreis seien, lasse sich nicht halten. Allerdings bremst die Angst vor steigenden Zinsen den Goldpreis aus.

Heute Abend sollte die Notenbank einen Zinsschritt von 75 Basispunkten verkünden. Das könnte dazu führen, dass die Märkte und Gold noch einmal kurz unter Druck kommen, dann aber aufatmen, dass dieses Damoklesschwert endlich entfernt ist und die Notenbank wirklich die Inflation bekämpfen will. Realwirtschaftlich dürfte das Ganze aber mit einiger Verzögerung auch Bremsspuren bei den Unternehmen und wohl auch auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Eine Rezession zu verhindern dürfte der US-Notenbank schwerfallen. Vermutlich nimmt sie diese sogar in Kauf und will sich durch die aggressiven Zinsschritte genügend Polster verschaffen, um dann wieder zu lockern.

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