GFT Technologies hat in der vergangenen Woche seine Jahresziele wegen der trägen Geschäftsentwicklung erneut gesenkt. Der IT-Dienstleister rechnet im weiter herausfordernden Marktumfeld im Schlussquartal mit weniger Umsatz- und Ergebnisplus als bisher. Die Investoren richten den Blick aber bereits über den Tellerrand hinaus. Die Aktie hat sich daher deutlich von ihren Tiefs gelöst.
GFT Technologies rechnet in diesem Jahr noch mit einem Umsatzplus von zehn Prozent auf rund 865 Millionen Euro. Das sind 20 Millionen Erlös weniger als bisher geplant. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte um fünf Prozent auf rund 77 Millionen Euro steigen. Hier hatte GFT bisher mit fünf Millionen mehr gerechnet. Vor Steuern sinkt die Gewinnerwartung ebenfalls um fünf Millionen auf rund 65 Millionen Euro.
In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz auch dank der Übernahme des kolumbianischen Bankenspezialisten Sophos um zehn Prozent auf 645,5 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs um ebenfalls zehn Prozent auf 57,1 Millionen Euro. Unter dem Strich machte GFT knapp 33,9 Millionen Euro Gewinn und damit drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Grund sind unter anderem Kosten für die Sophos-Übernahme. Bei dem kolumbianischen Zukauf, der seit dem 1. Februar zum Unternehmen zählt, sieht sich GFT im Plan. Die Integration soll im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Ebenfalls wichtig: Der Auftragsbestand stieg um 26,3 Prozent auf knapp 327 Millionen Euro – rund 50 Millionen Euro hat Sophos dazu gesteuert. Bereinigt stieg der Auftragsbestand um sieben Prozent.
Ab dem kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum wieder beschleunigen. „Wir erweitern unsere Reichweite mit neuen Wachstumskunden und gewinnen ambitionierte Projekte mit bewährten Partnern auch in Märkten, in denen viele zögern, mutige Schritte zu unternehmen", so Finanzchef Jochen Ruetz bei Vorlage der Zahlen. „Durch die Verbreiterung unserer Kundenbasis und die Sicherung von Großprojekten in Schlüsselmärkten haben wir GFT weiter für nachhaltiges Wachstum positioniert.“
Besonders spannend: GFT Technologies macht seine Geschäfte vorwiegend mit Banken und Versicherungen, hat aber auch ein Standbein in der Fertigungsindustrie. Für viel Fantasie sorgt das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Derzeit erzielt das Unternehmen rund acht Prozent seiner Erlöse im Bereich „Data und KI“. Mit „GFT AI Impact“ hat man ein auf generativer KI basierendes Produkt, das den Prozess der Softwareentwicklung beschleunigt und die Produktivität der Kunden um 50 bis 90 Prozent steigert. Wichtig: Dabei handelt es sich um real erzielte Ergebnisse, das sind keine Prognosen. Derartige Verbesserungen der Produktivität im Bereich der Softwareentwicklung, dürfte für eine starke und vor allem nachhaltige Nachfrage führen. Das Wachstumspotenzial im Bereich „Data und KI“ ist entsprechend groß.
Ein Blick auf die jüngste Kursentwicklung zeigt: Die Investoren haben die verhaltene Entwicklung im laufenden Jahr abgehakt und richten den Blick nach vorne. Die Aktie konnte sich bei einem deutlich anziehenden Handelsvolumen von den Tiefständen lösen. Detaillierte Umsatz- und Gewinnschätzungen für das das kommende Jahr wird DER AKTIONÄR in Kürze veröffentlichen. Schon jetzt ist klar: Mit einem 2025er-KGV von 12 hat die Aktie noch Luft nach oben – vor allem, wenn die Banken und Versicherungen ihre Investitionen in die eigene Digitalisierung wieder hochfahren. DER AKTIONÄR hat daher nach Veröffentlichung der Zahlen eine Position im Real-Depot gestartet.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von GFT Technologies befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.