Einige Politiker hatten kürzlich Gazprom dafür verantwortlich gemacht, dass die Gaspreise zuletzt immer weiter gestiegen sind. Doch aus Sicht des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist das hohe Preisniveau nicht Folge einer bewussten Verknappung durch Russland. Stattdessen gibt es dafür eine ganze Reihe anderer Erklärungen.
Gründe seien neben der weltweiten Konjunkturerholung auch notwendige Wartungs- und Reparaturarbeiten an europäischen Pipelines und die große Nachfrage nach verflüssigtem Gas in Asien, teilte der Vorstandschef des Ost-Ausschusses, Oliver Hermes, am Dienstag mit.
Er bezog sich auf Spekulationen, wonach Russland über hohe Gaspreise die schnelle Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 erzwingen wolle. "Gazprom erfüllt seine Lieferverträge", sagte Hermes. Russisches Pipelinegas sei aktuell deutlich günstiger als Gas auf dem Spotmarkt: "Dies schirmt Europa ein Stück weit gegen die hohen Weltmarktpreise ab."
Es würde laut Hermes "aber zur Beruhigung der Marktsituation beitragen", wenn Gazprom zusätzliche Liefermengen anbieten würde. Extrem hohe Gaspreise könnten langfristig nicht im Interesse von Gazprom sein, weil die Konkurrenz durch Flüssiggas-Anbieter oder andere Energieträger zunehmen würde. Eine kurzfristige Entlastung durch Nord Stream 2 erwarte er nicht, so Hermes. Bei der Zertifizierung gehe Sorgfalt ganz klar vor Eile.
Das Niveau der Gaspreise könnte durchaus noch längere Zeit hoch bleiben (mehr dazu lesen Sie hier). Für den weltgrößten Erdgasproduzenten sind das natürlich blendende Aussichten. Mutige können daher bei der mit einem KGV von 4 und einem KBV von 0,5 immer noch sehr günstig bewerteten Aktie weiterhin einsteigen (Stopp: 5,90 Euro).
Mit Material von dpa-AFX