Während die bekannten US-Ratingagenturen sich zuletzt bezüglich Gazproms Kreditwürdigkeit eher besorgt gezeigt haben, ist die Bilanz des russischen Gasriesen nach Ansicht der chinesischen Ratingagentur Dagong Global Credit Rating überaus solide. Daher vergeben sie Gazprom glatt ein AAA-Rating.
Der Ausblick für die kommenden ein bis zwei Jahre wurde als stabil gewertet. Dagong begründete das für ein Unternehmen außerordentlich gutes Rating mit der „extremen Ertragsstärke“ des Energieriesen. Die Sanktionen der westlichen Staaten haben nach Ansicht der Experten nur einen geringen Einfluss auf Gazproms Zahlungsfähigkeit. Der Bau der beiden Pipelines nach China wird von Dagong ebenfalls positiv bewertet, er ermögliche es Gazprom, die Profitabilität mittel- bis langfristig zu stabilisieren oder sogar zu verbessern. Die Bonität des russischen Staates bewerten die Experten indes mit „A“.
Refinanzierung in Hongkong
Durch dieses Rating ist es Gazprom nun erlaubt, sich auch in Hong Kong durch die Ausgabe von Anleihen zu refinanzieren. Angesichts der Tatsache, dass die Kapitalaufnahme über andere ausländische Börsen immer schwieriger und teurer wird (auch durch die jüngste Einstufung von Moody’s), ist das neuste Rating von Dagong für Gazprom natürlich sehr erfreulich.
Wer hat Recht?
Es ist wirklich schwer zu sagen, ob die US-Ratingagenturen mit ihren äußerst negativen Einschätzungen richtig liegen oder Dagong mit einer vollkommen konträren Meinung. Möglicherweise liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Gazprom dürfte kaum zahlungsunfähig werden, ein AAA-Rating erscheint aber auch komplett übertrieben.
Auch deshalb bleibt die Gazprom-Aktie nach wie vor für konservative Anleger ungeeignet. Die Risiken sind einfach sehr hoch und die Kursschwankungen (etwa wegen der Berg- und Talfahrt des Rubel) enorm. An der Gazprom-Aktie sollten sich daher weiterhin ausnahmslos mutige Anleger versuchen.