Vor Handelsbeginn deutete sich ein schwacher Tag an, dann aber drehten die Bullen an der Wall Street auf. Getrieben von einem anziehenden Ölpreies schloss der Dow Jones schließlich nahe des Tageshochs im Plus. Für Furore nach Handelsschluss sorgt der E-Auto-Pionier Tesla. Eine Meldung ließ die Aktie sprunghaft steigen.
Vorbörslich zuckte der Markt kurz: Düstere Signale vom US-Arbeitsmarkt in Zeiten der Viruskrise haben am Donnerstag an der Wall Street die Nervosität hoch gehalten. Die Futures drehten kurzzeitig ins Minus. Eine Rally an den Ölmärkten und in der Folge auch bei Ölwerten ebnete dem Dow Jones Industrial nach schwankendem Verlauf aber am Ende den Weg zu einer Erholung von seinen deutlichen Vortagesverlusten. Ins Ziel ging der Leitindex 2,24 Prozent höher bei 21.413,44 Punkten. Er stand damit unweit seines früh erreichten Tageshochs. Seine New Yorker Indexkollegen folgten ihm nach oben: Der marktbreite S&P 500 stieg um 2,28 Prozent auf 2.526,90 Zähler, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 2,00 Prozent auf 7.635,66 Punkte gewann.
Als Kurstreiber an den Ölmärkten fungierte eine Twitter-Nachricht von Donald Trump.Der US-Präsident teilte unter Berufung auf ein Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman mit, er "erwarte und hoffe", dass Russland und Saudi-Arabien ihre Produktion um zehn oder möglicherweise sogar 15 Millionen Barrel kürzen könnten. Die Rally verlor jedoch wieder etwas an Schwung, weil der Kreml die Darstellung umgehend zurückwies. In den großen Indizes versammelten sich Ölaktien dennoch unter den größten Gewinnern. Chevron und ExxonMobil schossen an der Dow-Spitze um 11 beziehungsweise 7,65 Prozent hoch. Im S&P rückten die Papiere von ConocoPhillips um gut 14 Prozent und jene von Occidental Petroleum sogar um knapp 19 Prozent vor. Papiere des Industriedienstleisters Schlumberger sprangen dort außerdem um 10 Prozent hoch.
Auch Banken erholten sich von ihrer jüngsten Schwäche wegen der Sorgen vor den Folgen der Viruskrise. Die US-Notenbank Fed lockerte übergangsweise eine wichtige Verschuldungsregel für US-Großbanken. Dies soll ein Jahr Bestand haben und werde den Kapitalbedarf der Banken um rechnerisch zwei Prozent verringern. Goldman Sachs und JPMorgan schafften es im Dow mit bis zu 3,7 Prozent unter die Gewinner.
Eine negative Ausnahme im Leitindex waren vor allem die um 5,7 Prozent weiter abgesackten Boeing-Aktien. Hier hieß es, der Flugzeugbauer biete seinen Mitarbeitern angesichts der Viruskrise Abfindungs- und Vorruhestandspakete an, um die Auswirkungen des Coronavirus auf das Geschäft zu mildern. Auch bei Fluggesellschaften ging der Kursrutsch am Donnerstag weiter. American Airlines markierten im Verlauf bei exakt 10 Dollar ein Rekordtief.
Bei dem Tabakriesen Altria sorgte es für einen Kursrutsch um 3,7 Prozent, dass sich die US-Wettbewerbshüter gegen den Einstieg bei der umstrittenen E-Zigarettenfirma Juul ausgesprochen haben. Der Marlboro-Hersteller hatte sich im Dezember 2018 für 12,8 Milliarden US-Dollar bei Juul eingekauft.
Der US-Elektroautobauer Tesla hat im ersten Quartal trotz Belastungen durch die Corona-Krise mehr Fahrzeuge ausgeliefert als erwartet. In den drei Monaten bis Ende März wurden rund 88.400 Autos an die Kundschaft gebracht, wie Tesla am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Die Aktie stieg nachbörslich zunächst um zehn Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte Tesla 63.000 Autos ausgeliefert.Im Auftaktquartal 2020 produzierte das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk 102.672 Fahrzeuge. Der Großteil entfiel mit 87.282 auf das Model 3, mit dem Tesla sich im Massenmarkt etablier en will
Trotz desaströser Zahlen vom US-Arbeitsmarkt kann der US-Aktienmarkt am Donnerstag Gewinne verzeichnen. Die Entspannung am Ölmarkt macht es möglich. Die Trendwende heute nach starken Verlusten gestern gibt ersten Anlass zur Hoffnung, der Markt könnte sich kurzzeitig stabilisieren. Von einem nachhaltigen Wendepunkt zu sprechen erscheint aber weiterhin verfrüht. Auch in den kommenden Tagen dürfte die Volatilität hoch bleiben.
Mit Material von dpa-AFX
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