DAX und Dow geraten auch im April unter Druck. So sind in den USA gerade die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe von 3,3 Millionen auf nunmehr 6,65 Millionen gestiegen. Es trifft nicht nur BlueChips und DAX-Konzerne, sondern auch und vor allem zunächst die kleinen und jungen Firmen.
DER AKTIONÄR hat mit Serial Entrepreneur und Investor (Forbes 30 under 30) Christopher Obereder gesprochen. Er ist gut vernetzt in der Start-up-Szene und sendet stellvertretend einen Hilferuf: „Ich hoffe, dass die Wirtschaft geöffnet wird. Sonst wird es so brutal. Die aktuelle Situation ist für viele in der Szene existenzbedrohend. Ich hoffe, die Politik sieht ein, dass es zu viele Maßnahmen gibt. Wenn wir über zu lange Zeit die Wirtschaft stoppen, brauchen wir mindestens zwei oder sogar fünf Jahre, um wieder auf die Vor-Corona-Level zu kommen.“
In den letzten Wochen seien einzelne Business-Pläne regelrecht „zerstört“ worden. Millionenumsätze wären bei vielen Start-ups von einem Tag auf den nächsten um 80 Prozent eingebrochen. Nur wer flexibel sei, könne sich retten. Ein Beispiel: Eine Lösung für die Logistik wird jetzt für Rettungskräfte angepasst.
Obereder fürchtet dennoch: „Es wird hunderte bis tausende Insolvenzen geben, wenn die wirtschaftliche Lage nicht schnell normalisiert wird, wenn etwa die Beschränkungen noch einmal um ein Monat verlängert werden.“
Entlassungswelle droht
Obereder stellt fest: „Es werden derzeit so viele Leute entlassen. Die ersten großen Hotels gehen Pleite. Die Rettungspakete können hier nicht viel helfen, maximal einige Wochen. So ein Hotel hat meist nur Reserven für einen Monat. Hoffentlich ist ab dem 20. April wieder Ausgang für die Menschen – sonst werden so viele fallen und in die Insolvenz gehen."
Noch schneller als im DAX: „Die Bewertungen fallen dramatisch, selbst zu niedrigen ist es fast unmöglich, eine Finanzierung zu erhalten. Das Ganze spitzt sich zu. In der Start-up-Szene bekomme ich gerade über 100 Anfragen für Funding – die Firmen suchen dringend Geld. Doch kein VC will investieren – hier warten alle ab, bis sich die Situation aufhellt.“
Die Hoffnung ist: „Wir besiegen das Virus und lösen die Fesseln für die Wirtschaft. Dann kann es wieder schnell bergauf gehen. Aber es muss rasch passieren.“
Chancen in der Krise
Was für den Investor positiv am Homeoffice-Leben ist: „Plötzlich sind für junge Firmen die größten Player und Kooperationspartner der Welt per Skype erreichbar. Viele Topmanager sind nun zu Hause und haben Luft für neue Ideen. Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Szene aus dem Homeoffice heraus so gut vernetzt. Es gibt daher auch enorme Chancen derzeit und es wird auch einige, wenige Gewinner geben.“