Es hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten allmählich angedeutet: Der Bonner Logistikkonzern DHL Group blickt pessimistischer auf das laufende Jahr. Das obere Ende der Spanne für das operative Gewinnziel vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde auf 6,2 bis 6,6 Milliarden Euro gesenkt, teilte der Konzern am Mittwoch mit.
Das Management hatte seine Jahresziele bislang an drei Szenarien geknüpft - je nachdem, ob und wie schnell sich die Konjunktur erholt. Das Szenario für eine Erholung der Weltwirtschaft ab Beginn der zweiten Jahreshälfte 2023 und einem operativen Gewinn von rund 7,0 Milliarden Euro entfalle nun, hieß es am Mittwoch. Analysten haben für das Gesamtjahr im Schnitt 6,5 Milliarden Euro auf dem Zettel.
Der Vorstandsvorsitzender der DHL Group, Tobias Meyer, erklärte: "Der Welthandel hat sich nach dem pandemiebedingten Boom normalisiert und die makroökonomische Erholung bleibt auch vor dem Hintergrund höherer Zinsen und geopolitischer Krisen bislang aus. Wir haben uns früh auf unterschiedliche Szenarien eingestellt und sind deshalb auf einem guten Weg, unsere Jahresziele zu erreichen. Im aktuellen Marktumfeld behalten wir unsere Kosten genau im Blick und investieren weiter in Wachstumsbereiche unseres globalen Geschäfts und in die Qualität unserer Dienstleistungen. Für den Moment, in dem sich die Weltwirtschaft erholt, sind wir gut vorbereitet."Zur kompletten Unternehmensmeldung.
Im dritten Quartal ging der Umsatz von DHL um knapp ein Fünftel auf 19,4 Milliarden Euro zurück. Der DAX-Konzern verdiente operativ mit knapp 1,4 Milliarden Euro fast ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Dies entsprach den Erwartungen der Analysten. Ähnlich stark ging auch der Konzerngewinn zurück, er lag in den drei Monaten bis Ende September bei 807 Millionen Euro. Die Bonner haben nach dem Rekordjahr 2022 momentan vor allem wegen des jüngsten Abschwungs im Frachtgeschäft sowie der konjunkturellen Schwäche das Nachsehen.
Indes rechnet der Logistikkonzern nicht mehr damit, zur Mitte des Jahrzehnts operativ ähnlich viel zu verdienen wie im Rekordjahr 2022. Für 2025 erwartet das Management nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 7,0 und 8,0 Milliarden Euro. Eine große Überraschung ist dies allerdings nicht: Analysten waren bereits zuvor etwas pessimistischer und hatten 7,4 Milliarden Euro auf dem Zettel. Das Management rechnete bislang für die Mitte des Jahrzehnts mit über 8,0 Milliarden operativem Gewinn, womit der Logistikkonzern potenziell wieder an das Rekordniveau aus 2022 herangekommen wäre. Vergangenes Jahr hatten die Bonner über 8,4 Milliarden Euro verdient.
Die heutige Meldung ist zwar keine Überraschung und Grund zu erhöhter Sorge, aber natürlich alles andere als nicht hilfreich, um den weiterhin schwächelnden Aktienkurs zu stabilisieren. Es dürfte spannend werden, wie die Marktteilnehmer heute auf die Verringerung der Prognose reagieren. Wer bereits investiert ist, beachtet den Stoppkurs bei 34,00 Euro.
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Mit Material von dpa-AFX