Die Post will ihre Quartalszahlen am morgigen Dienstag vorlegen. Nach Einschätzung der Analysten verdiente der DAX-Konzern vor allem dank des lukrativen DHL-Expressgeschäfts im ersten Quartal unter dem Strich 519 Millionen Euro und damit 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für das laufende Jahr sehen Experten den Logistikriesen auf Kurs, das vom Vorstand gesetzte Gewinnziel zu erreichen.
Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Montag befragten Branchenexperten erwarten im Schnitt ein Umsatzplus von knapp sieben Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) dürfte lediglich um 1,5 Prozent auf 737 Millionen Euro zugelegt haben.
Jahresprognose
Für das Gesamtjahr hat Post-Chef Frank Appel ein EBIT von 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet erwartet, dass der Vorstand an seiner Prognose festhält. Analysten erwarten mit 3,17 Milliarden Euro bereits ein EBIT im oberen Bereich der Spanne.
Derweil könnten die seit April grassierenden Warnstreiks in Deutschland den Gewinn des Konzerns belasten. Auswirkungen sind vor allem im zweiten Quartal zu erwarten. "Aber schon ein drohender Streik könnte das Ebit um 2 bis 5 Prozent nach unten drücken", warnen die Analysten der Investmentbank JPMorgan, Christopher Combe und Robert Marston. Die Gewerkschaft Verdi hatte Ende März zum ersten Warnstreik bei der Post aufgerufen, am 1. April legten die Beschäftigten erstmals die Arbeit nieder. Es folgten mehrere weitere Streikwellen. Nachdem es bei den jüngsten Verhandlungen am vergangenen Wochenende zu keiner Annäherung kam, kündigte Verdi erneute Streiks für diese Woche an.
Die Forderungen im Detail
Die Gewerkschaft fordert für die deutsche Belegschaft eine Verkürzung der Wochenarbeitszeiten von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Zuletzt sorgte die Verdi-Forderung von 5,5 Prozent mehr Geld für die 140.000 Beschäftigten für weiteren Zündstoff in dem Tarifkonflikt. Die Post wies die Forderungen prompt als realitätsfern und unfinanzierbar zurück. Hintergrund des Tarifstreits ist die Gründung von regionalen Firmen in der Paketzustellung, in denen jetzt schon 6.000 Mitarbeiter deutlich weniger verdienen als Kollegen im Mutterkonzern. Darin sieht Verdi einen Verstoß gegen tarifvertragliche Vereinbarungen. Die Post sieht dies anders und will mit der Ausgliederung gegen Rivalen punkten, die durch Niedriglöhne Vorteile im Preiskampf mit der Post haben.
Dabeibleiben und abstauben
Sicherlich belasten die Streiks die Aktie der Deutsche Post. Anleger bleiben aber trotzdem dabei und dürfen sich am 30. Mai über eine Dividendenzahlung von 0,85 Euro je Aktie freuen. Analysten rechnen im kommenden Jahr mit einer Erhöhung um 5 Cent auf 0,90 Euro. Mit einer Dividendenrendite von dann drei Prozent und einem moderaten 2016er-KGV von 15 ist die Aktie ein klarer Kauf. Noch nicht investierte Anleger können sich mit einem Abstauberlimit bei 28 Euro auf die Lauer legen. Dort befindet sich das Ausbruchsniveau.
(mit Material von dpa-AFX)