Die Aktie der Deutschen Bank legt am Freitag rund zwei Prozent zu und gehört damit im freundlichen Gesamtmarkt zu den größten DAX-Gewinnern. Der Commerzbank-Aktie gelingt nach schwachem Handelsstart sogar der Turnaround ins Plus – trotz gekappter Jahresprognose.
Die Streichung der bisherigen Ertragsziele für das laufende Jahr hat die Aktionäre der Commerzbank am Freitag nur kurz irritiert: Nach anfänglichen Verluste von über zwei Prozent ist die Aktie inzwischen in die Gewinnzone zurückgekehrt und notiert am Nachmittag rund 0,7 Prozent höher.
Zuvor hatte der Vorstand auch das Strategie-Update „Commerzbank 5.0“ präsentiert, das unter anderem weitere Stellenstreichungen, Filialschließungen und IT-Investitionen vorsieht (DER AKTIONÄR berichtete). Der Entwurf aus der Vorwoche wurde dabei ohne größere Änderungen vom Aufsichtsrat angenommen, weshalb die Prognosesenkung dabei die einzige Überraschung blieb.
Mit dem geplanten Umbau will Vorstandschef Zielke die Commerzbank nicht nur hinsichtlich des anhaltenden Niedrigzinsumfelds „wetterfest“ machen, sondern auch für die erwartete Branchenkonsolidierung rüsten.
Über kurz oder lang werde es bei den Banken in Deutschland und möglicherweise in Europa zur Konsolidierung kommen, sagte Zielke bei der Präsentation der Pläne am Freitag. Die Commerzbank wolle im Fusionspoker „ein aktiver Spieler“ sein. Ob er sein Institut in diesem Szenario eher als Käufer oder als Übernahmeziel sieht, wollte er allerdings nicht verraten.
Für die Kunden wird es teurer
Im Zuge des Strategie-Updates müssen sich auch die Kunden der Commerzbank auf Änderungen gefasst machen. Neben der Schließung jeder fünften Filiale und einer Stärkung digitaler Angebote sind auch Preisänderungen geplant. Wegen der Belastung durch die Strafzinsen der EZB müssen sich auch die Kunden auf steigende Gebühren einstellen, am kostenlosen Girokonto für Privatkunden werde man aber festhalten. Rund eine Million inaktive Kunden will die Commerzbank allerdings vor die Tür setzen.
Auch die Deutsche Bank hatte am Donnerstag Preisänderungen in Aussicht gestellt, Strafzinsen für normale Sparer aber eine Absage erteilt. Zuvor hatte Vorstandschef Christian Sewing seine Kritik an der Geldpolitik der EZB erneuert.
Die Deutsche Bank hatte bereits im Juli Pläne für den Mega-Umbau verkündet und kann bei deren Umsetzung bereits erste Erfolge vorweisen: Zu Wochenbeginn wurde der Verkauf des Geschäfts mit Hedgefonds und dem elektronischen Aktienhandel an den französischen Konkurrenten BNP Paribas besiegelt.
Kleines Comeback zum Wochenausklang
Auch wenn die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank vor dem Wochenende noch einmal den Vorwärtsgang einlegen, steht auf Wochensicht ein Minus von 5,2 beziehungsweise 6,1 Prozent an der Kurstafel.
Beide Banken haben nun auf mittlere Sicht teils massive Restrukturierungen vor der Brust. DER AKTIONÄR bleibt skeptisch, ob und wann dieser Aufwand wieder für steigende Profite und Aktienkurse sorgen kann. Die Papiere von CoBa und Deutscher Bank bleiben daher bis auf Weiteres auf der Watchlist.
Mit Material von dpa-AFX