Nach zweitägigen Beratungen hat die Commerzbank am Donnerstagabend ihr langerwartetes Strategie-Update präsentiert. Große Abweichungen vom Entwurf aus der Vorwoche gibt es dabei nicht. Die Ertragsprognose für das laufende Jahr wurde allerdings kassiert.
Der Aufsichtsrat der Commerzbank hat die Umbaupläne von Vorstandschef Martin Zielke aus der Vorwoche abgenickt. Im Privat- und Unternehmerkundengeschäft setzt das Institut demnach vor allem auf den Ausbau des Mobile-Bankings. Im Firmenkundensegment steht die Stärkung der Mittelstandsbank im Fokus.
Neben Investitionen in die Digitalisierung sehen die Pläne aber auch Filialschließungen und Stellenstreichungen vor – finanziert durch den Verkauf des Tafelsilbers.
In den kommenden Jahren sollen im Konzern weitere 4.300 Vollzeitstellen abgebaut werden. Weil zugleich in strategischen Bereichen wie Vertrieb und IT 2.000 neue Jobs geschaffen werden, verbleibt unterm Strich ein Abbau von rund 2.300 Stellen. Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabbau "möglichst sozialverträglich" zu gestalten, versicherte das Institut.
Auch beim vergleichsweise engmaschigen Filialnetz setzt die Commerzbank den Rotstift an: Etwa jede fünfte der rund 1.000 Standorte soll geschlossen werden. Welche, das ist noch offen.
Kosten gehen in die Milliarden
Die Kosten für die Restrukturierung beziffert das Management auf 850 Millionen Euro. Insgesamt wird das Strategieprogramm allerdings rund 1,6 Milliarden Euro verschlingen. Der Grund: Weitere 750 Millionen Euro sollen in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum fließen.
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung will die Commerzbank darüber hinaus ihre Direktbank-Tochter Comdirect komplett übernehmen und integrieren. Der Grund: Die Geschäftsmodelle beider Banken würden sich immer weiter angleichen. Für die übrigen 18 Prozent der Anteile, die sich noch nicht in ihrem Besitz befinden, bietet die Commerzbank 11,44 Euro in bar.
Profitable Tochter wird geopfert
Um die Pläne zu finanzieren, will Commerzbank-Chef Zielke wie angekündigt die Mehrheitsbeteiligung an der polnischen M-Bank zu Geld machen. Die Veräußerung würde zu einer deutlichen Reduzierung der risikogewichteten Aktiva um rund 17 Milliarden Euro und einer Freisetzung von Eigenkapital bei der Commerzbank führen, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
Der Verkauf der Tochter ist dennoch umstritten, da sie als einer der wenigen Wachstums- und Gewinnbringer der Großbank gilt. Zudem ist unklar, was im Falle des Verkaufs mit einem brisanten Kreditportfolio in Schweizer Franken geschieht (DER AKTIONÄR berichtete).
Prognose für 2019 gestrichen
Bis 2023 sollen die nun verkündeten Maßnahmen zu Wachstum bei Kunden und Assets sowie zu steigenden Erträgen führen. Wie bereits angekündigt soll die Eigenkapitalrendite dann bei über vier Prozent liegen. Das Kostenniveau soll sich dabei bis 2023 im Vergleich zum laufenden Jahr um rund 600 Millionen Euro verringert.
Die Prognose für das laufende Jahr hat der Commerzbank-Vorstand allerdings zusammengestrichen. Man rechne für das Jahr 2019 nicht mehr mit steigenden bereinigten Erträgen. Das Marktumfeld habe sich im Jahresverlauf weiter verschärft – insbesondere im Firmenkundengeschäft, so die Begründung.
Bereits die Strategieentwürfe in der Vorwoche waren bei Anlegern und Analysten durchgefallen und haben der Commerzbank-Aktie deutliche Verluste eingebrockt. Dass nun auch noch die Ertragsprognose gekappt wurde, sorgt für weitere Enttäuschung. Die Aktie startet am Freitagmorgen über zwei Prozent schwächer in den Handel. DER AKTIONÄR rät weiterhin vom Einstieg ab.
Mit Material von dpa-AFX.