Die Gespräche über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank sind gescheitert. Beide Institute müssen nun für sich alleine einen Weg finden, wie es weitergehen soll. Bei der Deutschen Bank ist dabei erneut die Zukunft des umstrittenen Investment-Geschäfts in den Fokus gerückt. Selbst das Top-Management scheint in diesem Punkt uneins.
Nach den geplatzten Fusionsgesprächen mit der Commerzbank hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing den Druck auf die Investmentbank seines Instituts erhöht: „Im Kapitalmarktgeschäft haben wir zuletzt wenig verdient“, so der CEO im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Wenn sich die Märkte wieder stabilisieren, könne die Deutsche Bank aber auch in diesem Bereich wieder wachsen.
„Richtig ist allerdings auch: Wenn sich das nicht nachhaltig verbessert, dann werde ich auch so konsequent sein und sagen: Da müssen wir uns etwas anderes überlegen“, so Sewing weiter. Bislang hatte der Vorstandschef weitere Einschnitte bei der Investmentbank abgelehnt – und sich damit gegen einige Großaktionäre gestellt, die entsprechende Maßnahmen gefordert haben.
Aufsichtsratschef sieht keine Notwendigkeit
Aufsichtsratschef Paul Achleitner sieht dagegen keinen Anlass für einen Strategiewechsel in der umstrittenen Sparte. Stattdessen verteidigte er im Gespräch mit der Financial Times (FT) die Bemühungen, das Ruder noch herumzureißen – auch wenn die Investmentbank in der Vorwoche den zweiten Quartalsverlust in Folge ausgewiesen hat.
Jeder Manager müsse sich ständig an ein sich wandelndes Marktumfeld anpassen, so der Chefaufseher. In diesem Fall gehe es aber nicht um die Strategie, sondern um deren Umsetzung. Speziell in einem so volatilen und schnelllebigen Geschäftsfeld wie dem Kapitalmarkt müsse es ständig Anpassungen geben. Seiner persönlichen Einschätzung nach sei aber kein fundamentaler Wandel erforderlich.
Aktie auf der Watchlist
Über das grundsätzliche Selbstverständnis ihres Instituts herrscht jedoch Einigkeit zwischen Vorstands- und Aufsichtsratschef. Laut Sewing will die Deutsche Bank auch künftig eine global relevante Institution in der Finanzwelt sein und dabei in den USA und Asien präsent bleiben – eine Vorstellung, die Achleitner teilt.
Dieses Ziel aus eigener Kraft zu schaffen, wird jedoch nicht leicht. Speziell ob und wie die erforderlichen Verbesserungen der Profitabilität erreicht werden können, wird derzeit von vielen in Zweifel gezogen. Das spiegelt sich auch in Börsenwert und Aktienkurs der Deutschen Bank. DER AKTIONÄR bleibt vorerst an der Seitenlinie.