Gestern ging die diesjährige Hauptversammlung der Deutschen Bank zu Ende. Neben alljährlicher Kritik an Bonuszahlungen für Mitarbeiter fielen jedoch mehrere Aussagen des Vorstandes positiv auf. Zudem gab es neue Details zu dem ins Wanken geratenen Kostenziel des Finanzinstitutes. Außerdem gab es sogar Lob von Aktionärsschützern für den Vorstand. Der ist optimistisch für die Gesamtentwicklung gestimmt.
Durch die Pleite der Greensill Bank steigt für alle Mitgliedsunternehmen der privaten Einlagensicherung der Beitrag. So auch für die Deutsche Bank, deren Kostenziel im laufenden Jahr dadurch in Gefahr sein könnte. Das würde den noch bis 2022 laufenden Umbau empfindlich treffen. Der Vorstand hat aber nun vorsichtig Entwarnung gegeben. Finanzvorstand James von Moltke sprach auf der Hauptversammlung aber auch von Belastungen durch eine höhere Bankenabgabe für das Geldhaus.
Gegenwind durch Kosten bleibt hoch
Die Beiträge der Bank zur gesetzlichen Einlagensicherung im laufenden Jahr dürften sich um 70 Millionen Euro sowie in den Jahren bis 2024 um jeweils 60 Millionen Euro erhöhen. Die zusätzlichen Belastungen im Zuge der freiwilligen Einlagensicherung könnten noch nicht beziffert werden, zumal der Bundesverband deutscher Banken eine Reform angekündigt habe. Der Finanzvorstand zeigte sich aber optimistisch, dass die Bank den Mehraufwand kompensieren könne, und bestätigte das Ziel eines bereinigten Kostenniveaus von 16,7 Milliarden Euro für Ende nächsten Jahres. Weitere Einsparungen könnte es laut von Moltke zum Beispiels durch eine engere Verzahnung der Infrastruktur in der Unternehmens- sowie in der Investmentbank geben.
Faule Kredite sollen weniger belasten
Hilfreich sollen dabei die durch die anziehende Konjunktur sinkenden Risikokosten sein. Von Moltke prognostiziert, dass diese 2021 von 41 auf 25 Basispunkte des durchschnittlichen Kreditvolumens fallen und 2022 dort verharren werden. Außerdem bekräftigte CEO Christian Sewing nochmals die Nachhaltigkeit der Erträge und verwies dabei auch auf Gewinne von Marktanteilen und unter anderem auf eine Erholung des Marktes für Leveraged Loans erklärte. Die Erträge will das Institut 2021 halten.
Lob von unerwarteter Seite
Trotz Kritik an den auch nach Meinung von Experten zu hohen Bonuszahlungen gab es auch Lob. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach dem Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing für sein im Juli 2019 beschlossenes Sanierungsprogramm ein Kompliment aus: „Sie haben früher als erwartet überzeugend geliefert.“ Nieding lobte, nach fünf Verlustjahren hintereinander sei die Deutsche Bank im Corona-Jahr 2020 in jedem Quartal über der Gewinnschwelle geblieben und damit „nachhaltig profitabel“ – ein Ziel, das Sewing als dritte Phase der Sanierung erst seit Dezember 2020 mit Blick auf das Jahr 2022 verfolgt.
Die Stimmung für die Aktie bleibt auch nach der Hauptversammlung positiv, zumal die Chancen steigen, dass es kommendes Jahr tatsächlich seit Längerem wieder eine Dividende geben könnte. Das Kostenmanagement dürfte trotz Gegenwind liefern und die Aussagen des Vorstandes zum Gewinn von Marktanteilen stimmt für das operative Geschäft positiv. Die Aufwärtsbewegung der Aktie dürfte noch nicht vorbei sein, Interessierte greifen zu.