Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zieht erste Lehren aus der Corona-Pandemie für den Konzern und will das Sparziel für 2020 notfalls verschärfen. Das geht aus einer vorab veröffentlichten Rede hervor, die Sewing kommenden Mittwoch an der Hauptversammlung halten will. Bereits gestern hatte der AKTIONÄR daraus zitiert.
Nun wurden die Reden von Sewing und Aufsichtsratschef Paul Achleitner vorab von dem Finanzinstitut online veröffentlicht. Damit solle Aktionären im Vorfeld der Hauptversammlung nächsten Mittwoch die Möglichkeit gegeben werden, Fragen zu stellen. Denn wie bei fast allen Konzern findet die Hauptversammlung der Deutschen Bank dieses Jahr rein virtuell statt.
In seiner Rede geht Sewing auf das Thema Kosten ein. Bis 2022 sollten mehr als 18.000 Mitarbeiter entlassen werden. Doch wegen des Coronavirus wurden die Kündigungen Ende März vorübergehend ausgesetzt. Nun soll der Prozess wieder anlaufen. Das ist wichtig, da das Kostenziel von 19,5 Milliarden Euro für dieses Jahr weiter angestrebt wird. Auch ein niedriger Wert sei möglich. In zwei Jahren soll der Umbau abgeschlossen sein und die Kosten insgesamt bei 17,0 Milliarden Euro liegen.
Konkret gebe es bereits jetzt 13 Prozent weniger Managing Directors als vor zwei Jahren, so Sewing in der Rede. Der Umbau würde auch nicht an Führungskräften vorbeigehen. Um ein Zeichen zu setzen, hätten sich die Mitglieder des Vorstands und des Konzernleitungskomitees darauf verständigt, auf das Festgehalt eines Monats zu verzichten. Eingespart werden könne auch bei Dienstreisen und Bürogebäuden. Die bisherigere Erfahrung mit Corona zeigt, dass viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten können und für Besprechungen Videokonferenzen in der Regel ausreichen. Die Kosten für teure Büroräume in Metropolen könnten so möglicherweise zum Teil eingespart werden.
Bisher ist der Vorstand der Deutschen Bank beim Kostenziel im Plan. Gut, wenn es noch etwas besser ausfällt. Sewing hat erkannt, dass Homeoffice häufig genauso gut funktioniert wie ein Präsenzarbeitsplatz. Hier kann angesetzt werden, um noch mehr unnötige Kosten abzubauen. Das ist auch nötig, da der Ausblick im laufenden Jahr schwierig bleibt.
Die Aktie kämpft heute um die Marke von sechs Euro. Geht es nach unten, dann wartet im Bereich von 5,80 bis 5,60 Euro eine Unterstützungszone. Ein Einstieg drängt sich derzeit nicht auf.