Die Schlacht um den Elektroauto-Markt geht in die nächste Runde und der chinesische Gigant BYD bläst zum Angriff. Mit beeindruckenden Verkaufszahlen im Rücken (über 320.000 Autos allein im Februar) und aggressiven Expansionsplänen macht BYD keinen Hehl daraus, dass man Europa erobern will. Und das könnte für Platzhirsche wie Volkswagen schneller ungemütlich werden, als ihnen lieb ist.
Im Interview mit dem Manager Magazin ließen BYD-Vizechefin Stella Li und Topmanagerin Maria Grazia Davino die Katze aus dem Sack: Bis zu 150.000 Autos sollen in einer ersten Phase in Europa produziert werden, später sogar die doppelte Menge. Die Fabriken in Ungarn und der Türkei sind bereits beschlossene Sache, wobei die Produktion in Ungarn noch dieses Jahr anlaufen soll. Doch damit nicht genug: BYD schielt bereits auf weitere Standorte in Europa – und Deutschland ist explizit im Gespräch. Auf die Frage nach einem möglichen Kauf von VW-Fabriken antwortete Li vielsagend: „Falls Deutschland als Produktionsstandort wettbewerbsfähig ist, werden wir es in Betracht ziehen.“

Kampfpreise? Nicht ganz, aber...
In China sind BYD-Modelle bereits für umgerechnet 10.000 Euro zu haben. Ganz so billig wird es in Europa zwar nicht, wie Davino einräumte. Technische Anpassungen für die Zulassung treiben die Preise nach oben. Auch das autonome Fahrsystem "God's Eye" soll in einigen Jahren in Europa verfügbar sein. BYD macht damit klar: Man will nicht nur Autos verkaufen, sondern ein komplettes Technologie-Ökosystem anbieten.
BYD überrollt den Westen an der Ladesäule
Doch nicht nur beim Preis, auch technologisch will BYD die Konkurrenz abhängen. Während VW bei Modellen wie dem ID.4 und ID.7 noch auf eine veraltete 400-Volt-Plattform setzt, die an der Ladesäule für lange Wartezeiten sorgt, geht BYD in die Vollen.
Noch in diesem Monat soll eine neue Plattform mit bahnbrechender Ladegeschwindigkeit und 1000-Volt-Technologie vorgestellt werden, berichten chinesische Medien. In Zahlen bedeutet das: Bis zu 300 Kilometer Reichweite in nur 5 Minuten. Zum Vergleich: Aktuelle Top-Modelle arbeiten meist mit 800-Volt, einige wenige mit 900-Volt. Hier setzt BYD neue Maßstäbe.
BYD ist nicht mehr nur ein aufstrebender Herausforderer, sondern ein ernstzunehmender Konkurrent, der den europäischen Markt aufmischen will. Mit aggressiven Preisen, innovativer Technologie und ehrgeizigen Produktionsplänen setzt BYD die etablierten Hersteller massiv unter Druck. Es bleibt spannend zu sehen, wie VW & Co. auf diese Kampfansage reagieren werden. Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Mercedes-Benz.