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12.03.2019 Börsen. Briefing.

Deutsche Bank-Aktie: Mangel an "rabiater Brutalität" bei Commerzbank-Übernahme

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Deutsche Bank

Die Deutsche Bank und die Commerzbank prüfen einen Zusammenschluss. Aufseher von EZB und BaFin zweifeln nun lautstark am Erfolg dieses Vorhabens, unterstellen der Deutschen Bank mangelnde Brutalität. Zigtausende Jobs müssten gestrichen werden, und würde die Fusion scheitern, entstünde ein gewaltiges Problem. Es ist vollkommen offen, wie die Behörden am Ende tatsächlich reagieren werden, denn sie müssen den Deal schließlich durchwinken.

Europäische Bankaufseher stellen einem Bericht zufolge den Erfolg einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank in Frage. Einige Vertreter der für die Genehmigung der Fusion zuständigen Behörden bezweifeln, dass der Deutschen Bank eine erfolgreiche Übernahme gelingen könnte. Dem größten deutschen Geldhaus könnte es an der "rabiaten Brutalität" mangeln, die für eine erfolgreiche Übernahme notwendig ist, berichtete die Financial Times am Dienstag unter Berufung auf Vertreter der Behörden. 

Bei einem Zusammenschluss in dieser Größenordnung müsse man rabiat vorgehen, um erfolgreich zu sein, sagte ein Topvertreter einer Aufsichtsbehörde der Zeitung. Aus Sicht der Aufseher sei es auf jeden Fall zu vermeiden, dass ein möglicher Zusammenschluss misslingt. "Dann hätten wir aufsichtsrechtliche Fragen, die wir unbedingt vermeiden wollen." Ein möglicher Zusammenschluss könnte daher nur genehmigt werden, wenn die Pläne "glaubhaft und machbar sind". Es gebe unter den Aufsehern Sorge, dass sie selbst bei einer gescheiterten Fusion ein größeres Problem hätten als derzeit.

Und Bedenken bestehen nicht nur im Falle eines Misslingens, sondern auch im Erfolgsfall. DER AKTIONÄR/Börsen.Briefing. sprach mit dem Investigativ-Journalisten Dirk Laabs, der fast fünf Jahre für sein Enthüllungsbuch "Bad Bank – Aufstieg und Fall der Deutschen Bank" recherchierte. Im Gespräch sieht er in dem Zusammenschluss eine Eintagsfliege: "Jüngst sah ich einen Analysten im US-Fernsehen. Die Bank könne nur eine ‚Headline‘, eine Fusion etwa, retten, sagte er. Das ist jedoch sehr kurzfristig gedacht und zielt darauf ab, den Aktienpreis ein paar Euro nach oben zu bringen. Eine langfristige Strategie ist das nicht." In seinen Augen ist das nun offizielle Projekt "grotesk".

Ein möglicher Zusammenschluss der Deutschen Bank und der Commerzbank muss von der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der deutschen Behörde Bafin genehmigt werden. Weder die EZB noch die Bafin wollten die Informationen der Zeitung kommentieren, hieß es. Durch einen möglichen Zusammenschluss der beiden Banken würde gemessen an der Bilanzsumme von 1,9 Billionen Euro die zweitgrößte Bank der Eurozone entstehen. Derzeit haben beide Banken zusammen rund 140.000 Mitarbeiter - davon fast 80.000 in Deutschland. Der Großteil der erhofften Einsparungen müsste daher im Inland realisiert werden.

Das sich seit Wochen und Monaten drehende Spekulationskarussell hatte in den vergangenen Tagen wieder an Fahrt aufgenommen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) bestätigte am Montag Gespräche zwischen den beiden Banken. "Es gibt Beratungen über die Situation, wie sie ist. Die Bundesregierung ist ein fairer Begleiter von privatwirtschaftlichen Diskussionen", sagte er am Montag am Rande des Treffens der Euro-Finanzminister in Brüssel. "Mehr gibt es da gegenwärtig nicht zu sagen."

Gewerkschafter dürften den SPD-Politiker im Falle des Falls bedrängen – erst im Januar hatten sich mit Frank Bsirske und Jan Duscheck zwei Vertreter der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat gegen einen Zusammenschluss ausgesprochen und Bedenken hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit geäußert. 

Die Welt am Sonntag hatte am Wochenende berichtet, der Vorstand der Deutschen Bank habe beschlossen, Gespräche mit der Konkurrentin aufzunehmen. Es habe bereits "inoffizielle Kontakte in sehr kleiner Runde gegeben", die sich allerdings noch nicht in einem Stadium befänden, in dem sie mitteilungspflichtig seien. Sprecher beider Geldhäuser wollten den Bericht nicht kommentieren. Spekulationen über einen Zusammenschluss der letzten beiden unabhängigen deutschen Großbanken halten sich seit Monaten.

Seit vergangenem Sommer werben Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Ex-Deutschlandchef von Goldman Sachs , und Finanzminister Scholz für stärkere deutsche Banken. Die Bundesregierung steht nach eigener Aussage "wirtschaftlich sinnvollen Optionen offen gegenüber". Der Bund ist seit der Finanzkrise mit gut 15 Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank. Der "Welt am Sonntag" zufolge sollen Scholz und Kukies die Bankchefs Christian Sewing (Deutsche Bank) und Martin Zielke (Commerzbank) gedrängt haben, ein Zusammengehen zu prüfen.

Zinstief und Regulierungskosten machen der Branche zu schaffen, die Deutsche Bank musste sich in den vergangenen Jahren zudem mit teuren Altlasten herumschlagen. Nach drei Verlustjahren in Folge hat Deutschlands größtes Geldhaus 2018 gerade erst die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Auch die Commerzbank sieht sich bei ihrem Konzernumbau noch nicht am Ziel. Die Aktienkurse beider Banken befinden sich seit Jahren auf Talfahrt - immerhin ging es nach dem Bericht am Wochenende und den Aussagen Scholz am Montag deutlich nach oben.

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Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)

Mit Material von dpa-AFX

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