Die Volatilität, die bislang den Angst-Monat-September geprägt hat, wird wohl so schnell nicht nachlassen. In der neuen Woche stehen weitere wichtige makroökonomische Ereignisse an, die einige Anleger nervös machen könnten. Im besonderen Fokus stehen neue US-Inflationsdaten, die an 9/11 erwartet werden. – Der Wochenausblick.
Der Fokus der Aktien-Anleger mag sich auf die US-Beschäftigung und das Wirtschaftswachstum verlagert haben, aber die bevorstehenden US-Verbraucherpreisdaten, die am 11. September veröffentlicht werden, könnten dennoch für Aufsehen sorgen.
Am deutschen Aktienmarkt ging es zuletzt mit den meisten Aktienkursen abwärts. Der DAX rutschte am Freitag unter dem Eindruck eines sehr schwachen US-Technologie-Sektors weiter ab. Neue durchwachsene US-Arbeitsmarktdaten fanden nur kurzfristig positive Beachtung. Ins Wochenende ging der deutsche Leitindex letztlich mit einem Abschlag von 1,5 Prozent auf 18.301 Punkte. Auf Wochensicht verlor er somit 3,2 Prozent.
Noch am vergangenen Dienstag hatte der DAX im Verlauf bei 18.990 Punkten ein Allzeithoch markiert, bevor trübe US-Konjunkturdaten erste Gewinnmitnahmen auslösten. Inzwischen hat das Börsenbarometer von seiner fast 2.000 Punkte umfassenden Erholung seit dem Kurseinbruch Anfang August mehr als ein Drittel wieder eingebüßt. Wichtige technische Unterstützungen wie die 21-Tage- und auch die 50-Tage-Linie (bei 18.326 – siehe Chart) für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend wurden gerissen.
In den USA fielen die Aktien-Indizes am Freitag ebenfalls. An der Technologie-Börse Nasdaq hatte der Halbleiter-Konzern Broadcom die Anleger mit seiner Prognose enttäuscht. Auch die Euphorie um das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) scheint derzeit etwas nachzulassen. Der technologielastige Nasdaq 100 büßte 2,7 Prozent ein. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Verlust von fast sechs Prozent. Das ist das größte Wochen-Minus seit November 2022.
Der nachbörsliche XDAX ging um 22 Uhr bei 18.255 Punkten ins Wochenende, der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen noch etwas niedriger, was für Montag eine leichteren Start bedeuten könnte. Wenn keine größeren Käufe einsetzen, könnte demnächst die 18.000-Punkte-Marke wieder anvisiert werden.
EZB und später Fed im Fokus
In der neuen Woche steht vor allem die EZB mit ihrer Zinsentscheidung am Donnerstag im Fokus der Anleger in Europa. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Notenbank die Zinsen weiter senkt – um erneut 0,25 Prozentpunkte. Nach der Sommerpause hätten sich die Aussichten für eine geldpolitische Lockerung weiter verbessert, hieß es von der Landesbank Helaba mit Verweis auf den im August erfolgten Rückgang der Inflation auf 2,2 Prozent im Euroraum.
Der weitere Abstieg vom Zinsgipfel stimuliere vor allem nachhaltig die konjunkturellen und damit fundamentalen Auftriebskräfte der Aktienmärkte, erklärte Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, die Bedeutung dieses Schrittes für die Börsen.
Das Überraschungspotenzial der EZB-Sitzung ist also eher gering, aber umso spannender ist der weitere Kurs der Notenbank der USA. Die Fed ist mit ihrer Zinsentscheidung knapp eine Woche nach der EZB an der Reihe. US-Notenbank-Präsident Jerome Powell hatte Ende August auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole die Märkte wissen lassen, dass die Zeit für sinkende Leitzinsen gekommen sei, weil sich die Inflationsrisiken verringert hätten.
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US-Inflationsdaten am Mittwoch
Der jüngste Arbeitsmarkt-Bericht aus den Vereinigten Staaten für den Monat August fiel etwas schwächer aus als erwartet. Eine Abkühlung der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarktes zeige sich immer deutlicher, erläuterte Thomas Altmann. Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. Eine Katastrophe seien die Jobdaten nicht, aber sie machten den Weg für die erste Zinssenkung im September frei.
Am Markt dürfte allerdings weiter darüber spekuliert werden, wie groß der Zinsschritt der Fed ausfallen wird. Möglich scheint einigen noch immer eine Senkung um sogar 0,5 Punkte, wie etwa auch Fed-Mitglied Christopher Waller betonte. Es wird sich zeigen müssen, ob Anleger eher das Ausmaß der Zinssenkungen oder eine Abkühlung der Konjunktur höher gewichten.
Große Beachtung dürften dazu auch die am Mittwoch-Nachmittag deutscher Zeit anstehenden neuen Verbraucherpreise-Daten aus den USA haben, ebenso die Erzeugerpreise am Donnerstag sowie die Im- und Export-Preise am Freitag.
Volatilität bleibt hoch
Die Schwankungen am Aktienmarkt könnten vorerst hoch bleiben. Es sei derzeit Unsicherheit zu spüren, schrieb am Freitag Experte Halver. Technologie-Aktien würden kritisch auf Substanz abgeklopft. Hohe Bewertungen, teilweise astronomische Umsätze und Gewinne sowie Skepsis an der aktuellen Profitabilität von Unternehmen mit Geschäftsfokus auf KI lüden förmlich zu Gewinnmitnahmen ein.
Auch eine mögliche weiche Landung der US-Wirtschaft werde hinterfragt, so Halver. Gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass die Zinswende, die die Fed am 18. September einleiten werde, für konjunkturell frischen Wind sorgen wird.
Unternehmensseitig Beachtung finden dürfte das Apple-Event am Montag ab 19 Uhr deutscher Zeit. Auch ein paar wenige Unternehmens-Zahlen werden erwartet. Aus den USA melden zum Beispiel am Montag nach US-Börsenschluss Oracle und am Donnerstag Adobe.
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(Mit Material von dpa-AFX)