Mitten in der Corona-Krise berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Autoindustrie über die schwierige Lage der deutschen Schlüsselbranche und zentrale Zukunftsfragen. Schwerpunkte einer Videokonferenz am Abend (19.00 Uhr) sollen strategische Fragen sein wie Digitalisierung, Vernetzung und autonomes Fahren. Allerdings belastet die Corona-Krise die Autoindustrie, die Nachfrage ist zurückgegangen.
Viele Firmen, vor allem Zulieferer, kämpfen mit großen Problemen. Deswegen sind vor den Beratungen Forderungen nach einer stärkeren Unterstützung aufgekommen. Die Autoindustrie beschäftigt direkt mehr als 800.000 Menschen in Deutschland.
An der Konferenz nehmen neben Merkel und Bundesministern auch Vertreter der Autoindustrie sowie von Gewerkschaften teil - dazu die Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg, in denen die großen Hersteller VW, BMW und Daimler ihren Sitz haben.
Die Konferenz findet im Rahmen der Initiative "Konzertierte Aktion Mobilität" statt - dies ist seit Ende 2019 ein regelmäßiger Austausch von Politik und Autobranche.
Die Autoindustrie befindet sich in einem schwierigen Übergang hin zu alternativen Antrieben, dazu kommt der digitale Wandel. Die Autoindustrie hatte im Juni in der Debatte um ein Konjunkturpaket staatliche Kaufprämien auch für moderne Benziner und Dieselautos gefordert, um die Nachfrage anzukurbeln.
Vor dem Spitzentreffen hat sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erneute für weitere Hilfen ausgesprochen. "Impulse für die Nachfrage" seien weiterhin "dringend erforderlich", sagte der SPD-Regierungschef aus Hannover der "Rheinischen Post". Es gehe dabei jedoch nicht um eine reine Neuauflage der Forderung von Abwrackprämien für ältere Autos auch beim Kauf moderner Verbrenner-Fahrzeuge. Mit dieser hatten sich Weil, Markus Söder (CSU) aus Bayern und Winfried Kretschmann (Grüne) aus Baden-Württemberg schon zuvor nicht durchsetzen können.
Konkrete Beschlüsse werden auf der Konferenz heute Abend nicht erwaretet. Dennoch: In den letzten Wochen hat sich die Stimmung bezüglich der Automobil-Werte weiter aufgehellt. Die Zulassungszahlen haben sich schneller erholt als von vielen Experten erwartet, die Aussagen der Konzernchefs wurden von Monat zu Monat positiver.
Mitte der letzten Handelswoche hat Daimler-Chef Ola Källenius die neue S-Klasse enthüllt. Gleichzeitig hat die "Factory 56" ihren Betrieb aufgenommen. Die Daimler-Aktie hat den positiven Newsflow aufgenommen und den Aufwärtstrend fortgesetzt. Nachdem der Abwärtstrend aus dem Jahr 2018 bei 42,30 Euro überwunden wurde, lautet das nächste Etappenziel 45,50 Euro. Hier verläuft ein horizontaler Widerstand.