Dieter Zetsche hatte sich seine letzten Monate als Daimler-Chef sicherlich etwas anders vorgestellt. Schon am letzten Freitag hatte der Autobauer seine vorläufigen Zahlen vorgelegt und zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gewinnprognose zurück geschraubt. Heute nun präsentiert Daimler sein komplettes Zahlenwerk.
Mehrere Baustellen
Das Ergebnis im dritten Quartal knickte um 21 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein. Der Umsatz ging leicht von 40,7 Milliarden Euro auf 40,2 Milliarden Euro zurück. Die viel beachtete operative Marge in der wichtigen Autosparte rutschte auf 6,3 Prozent ab. Damit liegt Zetsche mit seinem Team weit unter der anvisierten Zielmarke von zehn Prozent.
Schuld an der Misere von Daimler sind nach Angaben des Konzerns verschiedenen Faktoren: Dazu gehören die kostspieligen Software-Updates für Diesel-Fahrzeugen und sinkende Verkaufszahlen, Verzögerungen bei der Zertifizierung nach dem neuen Abgastestverfahren WLTP. Hinzu kommen Rückstellungen für den Rechtsstreit um Kältemittel sowie ein schwacher Absatz im Bus- und Transportergeschäft.
45 Euro oder 60 Euro?
Bei den Analysten gibt es nach den schlechten Zahlen keine klare Tendenz. Die DZ Bank hat den fairen Wert für Daimler nach der Gewinnwarnung von 49 auf 45 Euro gesenkt. Etwas anders beurteilt Stephen Reitman von der französischen Großbank Societe Generale die Situation bei Daimler: Sein Kursziel hat er zwar von 72 auf 60 Euro zurückgenommen. Dennoch rät Reitmann die Aktie zu kaufen. Lackmustest für die Glaubwürdigkeit dürfte das Einhalten der Prognose des Autobauers für den Free Cashflow im vierten Quartal sein.
Abwarten
Es bleibt dabei: Anleger sollten bei den Autowerten weiterhin abwarten. Sicher, die Daimler-Aktie hat nach der Gewinnwarnung vergangenen Freitag nicht mehr außerordentlich stark abgegeben. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass das Schlimmste breites in den Vergangenen Wochen und Monaten in den Kurs eingepreist wurde. Nachdem die Unterstützung bei 50,27 Euro doch nicht gehalten hat, liegt der nächste Support nun bei 47,50 Euro.