Die Commerzbank ging gestern rund sieben Prozent tiefer aus dem Handel und ist wieder unter die psychologisch wichtige Marke von drei Euro gerutscht. Der Grund waren schwache Zahlen zum ersten Quartal (Mehr dazu hier) und ein Denkzettel für den Vorstand bei der Hauptversammlung.
Das Gewinnziel für das laufende Jahr wurde kassiert mit den Zahlen zum ersten Quartal. Ohnehin ist es für die meisten Banken schwer vorstellbar, wie in 2020 ein Überschuss erzielt werden soll. Die Commerzbank rechnet damit, dass die Risikokosten auf eine bis 1,40 Milliarden Euro steigen könnten. Außerdem könnten höhere Restrukturierungskosten das Ergebnis belasten, je nachdem wie die Verhandlungen mit den Mitarbeitern zum geplanten Jobabbau laufen.
In der Telefonkonferenz nach den Zahlen gab es auch Fragen zur Dividende. Für 2019 hatte die Commerzbank die Ausschüttung erst mal ausgesetzt, da es eine entsprechende Aufforderung der EZB an die Eurozonenbanken gab. Ob für dieses Jahr eine Dividende geplant ist, darauf ließ sich Finanzvorständin Bettina Orlopp nicht festlegen.
Der Vorstand wurde mit weniger als 90 Prozent der Stimmen auf der anschließenden Hauptversammlung entlastet. Das kommt einem Vertrauensverlust gleich, da im Mai bei der letzten Abstimmung Werte von 99 Prozent und mehr erreicht wurden. Neben der Entwicklung des Aktienkurses – der auch verschiedenen gesamtwirtschaftlichen Faktoren unterlag, die die Commerzbank nicht beeinflussen kann – dürfte die Umsetzung der schleppenden Strategie für Unmut sorgen. Die polnische mBank wird vorerst nicht verkauft, da der Börsenwert eingebrochen ist und die Integration der Online-Tochter Comdirect wird teurer.
Bereits im vorbörslichen Handel kämpft die Commerzbank-Aktie wieder um die Marke von drei Euro. Ob es Rückenwind vom Gesamtmarkt gibt, muss sich im Laufe des Tages zeigen. Anleger, die der Empfehlung des AKTIONÄR gefolgt sind, bleiben dabei und beachten den Stoppkurs bei 2,60 Euro.
Durch die Hauptversammlung steigt der Druck auf den Vorstand beim Konzernumbau auf die Tube zu drücken. Als Vorwand für tiefgreifende Restrukturierung kann auch das Corona-Virus dienen, denn es beschleunigt nur noch Trends im Banking wie die Digitalisierung und andere Themen. Verschiedene Beratungsfirmen sollen zur Identifizierung von Einsparpotenzial hinzugezogen worden sein.
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