Im Zuge des Konzernumbaus will die Commerzbank ihre Online-Tochter Comdirect komplett übernehmen und integrieren. Obwohl sie bereits 82 Prozent der Anteile besitzt, könnte das Vorhaben scheitern. Die meisten Comdirect-Aktionäre denken bislang gar nicht daran, das Angebot anzunehmen.
Am Freitag (6. Dezember) um Mitternacht endet die Annahmefrist für die CoBa-Offerte. Wie aus einer aktuellen Wasserstandsmeldung vom Donnerstag (4. Dezember) hervorgeht, bekam die Commerzbank bislang nur 0,24 Prozent der Comdirect-Anteile angedient.
Zwar entscheiden sich viele Anteilseigner bei Übernahmeangeboten häufig erst in letzter Sekunde zur Annahme. Doch das Angebot der Commerzbank wird von vielen schlicht als zu niedrig erachtet. Die gebotenen 11,44 Euro pro Aktie lag rund 25 Prozent über dem Schlusskurs vom 19. September, dem Tag, bevor die Übernahmeabsicht erstmals öffentlich gemacht wurde. Aktuell notiert die Comdirect-Aktie mit rund 12,22 Euro jedoch deutlich darüber.
Anleger, die ihre Anteile loswerden wollen, können beim Verkauf über die Börse also mehr erlösen. Und ein Käufer steht ebenfalls parat: Der Investor Petrus Advisers ist strikt gegen die Übernahme zu den bisherigen Konditionen und hat seinen Anteil zuletzt deutlich erhöht (DER AKTIONÄR berichtete). Nach eigenen Angaben hält Petrus als zweitgrößter Comdirect-Aktionär inzwischen rund 7,5 Prozent.
Wichtig für die Commerzbank wäre, die Marke von 90 Prozent zu erreichen. Dann kann sie die verbliebenen Minderheitsaktionäre per Squeeze-out herausdrängen. Gelingt das nicht, könnte sie die Übernahme immer noch über eine Zwangsverschmelzung bewerkstelligen. Doch das wäre aufwändiger und teurer. Eine Erhöhung des Angebots schließt CoBa-Chef Martin Zielke bislang aus.
DER AKTIONÄR hatte Comdirect-Aktionären empfohlen, mindestens die Hälfte der Anteile an der Börse zu verkaufen und allenfalls mit einer kleinen Position auf eine Erhöhung des Übernahmeangebots zu spekulieren.
Die Aktie der Commerzbank steht dagegen nicht auf der Empfehlungsliste.
Mit Material von dpa-AFX.