Die Commerzbank will im Rahmen ihrer neuen Strategie den Anteil an der Comdirect von knapp 82 Prozent erhöhen und die Tochter komplett übernehmen. Dazu wurde den Minderheitsaktionären Ende Oktober ein Angebotspreis von 11,44 Euro unterbreitet. Doch schon damals stellte sich der zweitgrößte Comdirect-Aktionär, der Investor Petrus Advisers, quer.
Das Angebot wurde als zu niedrig zurückgewiesen. Damals notierte die Aktie bei über 13,00 Euro. Im November hatte Petrus seinen Anteil auf fast fünf Prozent hochgefahren. Nun meldet der Investor, dass man rund 7,5 Prozent der Aktien besitze. Die Offerte der Commerzbank wird weiter abgelehnt. „Der angebotene Preis von 11,44 Euro pro Aktie liegt deutlich unter dem gegenwärtigen Aktienkurs der Bank und reflektiert den fairen Wert der Comdirect nicht“, erklärte Petrus am Dienstag.
In den vergangenen zwei Jahren seien hohe Investitionen getätigt worden und dadurch werde die Direktbank „in den kommenden Jahren einen Quantensprung in der Profitabilität“ erreichen. Der gebotene Kaufpreis stehe „in keinem Verhältnis zu den finanziellen Vorteilen, die für die Commerzbank im Falle einer Komplettübernahme entstehen“.
Erst 0,22 Prozent gekauft
Die Commerzbank kann nur einen Squeeze-Out bei der Comdirect durchführen, wenn sie mindestens 90 Prozent der Anteile einsammeln kann. Mit der Aufstockung von Petrus könnte das schwierig werden. Bis jetzt soll man erst 0,22 Prozent der verbleibenden Comdirect-Aktien gekauft haben. Bis Nikolaus (6. Dezember) läuft das Angebot noch. Bei derartigen Übernahmeangeboten ist es nicht unüblich, dass Aktionäre erst in den letzten Tagen auf die Offerte eingehen.
Gelingt das nicht, will die Commerzbank eine Verschmelzung mit der Comdirect durchführen. Dann würden Comdirect-Aktionäre Anteile der Mutter bekommen, das Tauschverhältnis müssten Gutachter festlegen. Beide Hauptversammlungen müssten dem zustimmen. Für die Commerzbank wäre das aufwendiger und teurer.
DER AKTIONÄR rät Anlegern, die bei der Comdirect investiert sind, die Hälfte der Anteile über die Börse zu verkaufen. Mit dem Rest kann auf einen höheren Angebotspreis von der Commerzbank spekuliert werden.