Die Commerzbank-Aktie hat in den vergangenen Tagen deutlich korrigiert und steht kurz vor einer wichtigen, charttechnischen Entscheidung. Auch wenn das Finanzinstitut derzeit nicht im Fokus von Übernahmespekulationen steht: Mittelfristig ist eine Fusion mit der Deutschen Bank oder einem europäischen Wettbewerber wahrscheinlich. Die Aktionäre dürften davon profitieren.
Die geplanten Zusammenschlüsse in Spanien - Caixabank und Bankia - und Gespräche über eine Fusion der Credit Suisse mit der UBS in der Schweiz haben in den vergangenen Wochen für Aufregung in der Branche gesorgt. Die Commerzbank-Aktie muss indes einen Rücksetzer hinnehmen. Ein Blick auf die Kennzahlen zeigt allerdings, dass die Bank so attraktiv für einen Fusionspartner sein könnte wie kaum ein anderes Geldhaus in der Eurozone.
Fast eine halbe Billion Abschlag auf Eigenkapital
Seit der Finanzkrise ist die europäische Bankenbranche als Ganzes nicht mehr auf die Beine gekommen. An der Börse zeigt sich das mit Kurs-Buchwert-Verhältnissen (KBV) von deutlich unter eins für die meisten Aktien. Eine klare Unterbewertung, die bei einem KBV von unter 1 häufig gegeben ist, lässt sich hier nicht so leicht ausmachen, denn zu groß sind die Probleme der Institute. Insgesamt ergeben sich rund 484 Milliarden Euro Abschlag auf den für 2021 geschätzten Buchwert der börsennotierten Banken in Europa.
Unterbewertung wird zum Vorteil
Doch dieser massive Abschlag auf die Bewertung wird bei zukünftigen Bankfusionen in der Eurozone nun wohl ein Vorteil. Er kann wahrscheinlich teilweise als „Badwill“ bei einer Übernahme als Gewinn eingefahren werden. Wird eine Bank übernommen, orientiert sich der Kaufpreis an der Börsenbewertung meist zuzüglich eines Aufschlags. Die Commerzbank notiert derzeit aber nur bei einem für 2020 geschätzten KBW von 0,2. Selbst bei einer Prämie würde der Übernahmepreis deutlich unter dem bilanziellen Eigenkapital liegen. Dadurch kann ein Sondergewinn entstehen, denn die gesamte Bilanz muss neu bewertet werden. Stille Lasten werden ebenso gehoben wie Rücklagen. Ein Papier der EZB deutete kürzlich in diese Richtung.
Mit einem Abschlag auf das materielle Eigenkapital von fast 76 Prozent gehört die Commerzbank in der Eurozone zu den Finanzinstituten, die am niedrigsten bewertet sind. Das könnte die Kosten einer möglichen Fusion abschwächen. Derzeit sucht die Commerzbank noch einen neuen CEO, der dann ein groß angelegtes Umbauprogramm einleiten sollte. Die Bewertung dürfte im Peer-Group-Vergleich indes niedrig bleiben, auch wenn die Bank wieder halbwegs auf Kurs kommt.
Mittelfristig ist die Commerzbank ein Übernahmekandidat. Charttechnisch steht derzeit dagegen die Verteidigung der 200-Tage-Linie bei 4,50 Euro bevor. Trader können darauf setzen, dass der Kurs wieder nach oben dreht. Investierte Anleger bleiben dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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