Anfang August wurde Hans-Jörg Vetter zum Aufsichtsratschef der Commerzbank gewählt. Doch einen CEO gibt es immer noch nicht. Am Donnerstag diese Woche findet das jährliche Strategietreffen der Führungsspitze statt. Eine weitere Personalie neben dem vakanten Vorstandsvorsitz dürfte nun für Unruhe sorgen und auch Investoren machen langsam Druck, das Vakuum an der Spitze so schnell wie möglich zu schließen.
Im Frühjahr wurde die Commerzbank-Tochter Comdirect in die Muttergesellschaft integriert. Frauke Hegemann löste den langjährigen Comdirect-Chef Arno Walter zum Jahreswechsel ab. Die 43-jährige sollte nach jüngsten Plänen angeblich als Bereichsvorständin in die Commerzbank geholt werden, um dort die Digitalisierungskompetenz zu erhöhen. Doch nun soll Hegemann laut Insidern gekündigt haben. Das berichtet das Handelsblatt. Zwar versuche Vetter sie umzustimmen, offiziell gibt es aber keinen Kommentar.
Einige Investoren sind zudem über die Unsicherheit bei der Commerzbank aufgrund des vakanten CEO-Postens verstimmt. Auch Wettbewerber würden anders handeln: „Ich verstehe nicht, warum man Boekhout nicht gleich zum CEO gemacht hat“, sagt ein Frankfurter Banker dem Handelsblatt. Der Niederländer habe bei der Direktbank ING-Diba bewiesen, dass er ein Institut erfolgreich führen könne. „Er ist genau der Richtige für die Commerzbank. Aber jetzt lässt ihn der Aufsichtsrat zappeln und frustriert ihn damit möglicherweise.“
Dabei sucht die Commerzbank auch extern über Headhunter einen geeigneten Kandidaten der demnächst CEO Martin Zielke nachfolgen kann. Laut eines Medienberichts von vergangener Woche favorisiere Vetter intern die Finanzvorständin Bettina Orlopp, falls sich kein Bewerber von außen finde. Das deutet darauf hin, dass Boekhout aus dem Rennen ist. Aber entschieden ist wohl noch nichts.
Die Hängepartie könnte noch einige Wochen weitergehen, bei der Strategiesitzung am Donnerstag dürfte indes der Sanierungsplan diskutiert werden, den noch Zielke erarbeitet hatte. Der Abbau von bis zu 10.000 Stellen ist eine Hausnummer, die natürlich nicht jedem in der Commerzbank passt. Die Diskussion um den Umbau könnte aber neue Impulse für die Aktie liefern.
DER AKTIONÄR hält an seiner Empfehlung für die Aktie fest: Eine durchdachte Sanierung kann erhebliches Potenzial heben. Anleger positionieren sich bereits jetzt.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
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