Bei der Commerzbank drängt die Zeit, was die Suche nach einem neuen CEO und einer tragfähigen Strategie angeht. Doch der ebenfalls neue Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter, der seit August im Amt ist, war anscheinend die richtige Wahl. Laut der Börsen-Zeitung soll Vetter bereits Optionen ausgearbeitet haben, wie die Bank wieder in die Spur kommen kann.
Wenige Tage vor einer Strategiesitzung der Commerzbank kursieren in Finanzkreisen wohl bereits Details über die Pläne von Vetter, so die Börsen-Zeitung. Demnach soll die 2016 verworfene Strategie für die Mittelstandsbank wiederbelebt werden. Das heißt die Selbstständigen und kleinen Unternehmen werden wieder aus der Privatkundensparte herausgelöst und mit der Firmenkundensparte fusioniert.
Digi-Know-how soll in den Vorstand
Im Vorstand soll es ebenfalls unabhängig von der Neubesetzung des Vorstandspostens Veränderungen geben. Firmenkundenvorstand Roland Boekhout, der erst seit Anfang des Jahres bei der Commerzbank ist, soll von Michael Mandel das Privatkundenressort übernehmen und mittelfristig auch das IT-Ressort. Boekhout war lange Jahre Chef der Direktbank ING-DiBa und gilt daher als Experte, wenn es um die Digitalisierung im deutschen Privatkundengeschäft geht. Die Comdirect-Chefin Frauke Hegemann soll als Bereichsvorständin in den Mutterkonzern geholt werden, um noch mehr Know-how in Richtung digitale Prozesse zu bekommen.
Am Ende könnte es Orlopp werden
Interessant ist die geplante Vorgehensweise zur Besetzung des CEO-Postens. Laut dem Medienbericht favorisiert Vetter anscheinend einen externen Kandidaten. Headhunter suchen derzeit intensiv. Findet sich aber kein Aspirant von außen, soll es wohl die derzeitige Finanzvorständin Bettina Orlopp machen. Da Orlopp bisher keine operative Erfahrung mit der Leitung einer Bank hat, soll sie im Vorstand eine moderierende Rolle einnehmen. Ihr Nachfolger als Finanzvorstand könnte der derzeitige stellvertretende ING-DiBa Vorstandschef Bernd Geilen werden, der ohnehin Ende des Monat die ING verlässt.
Vetter scheint im Grunde die richtigen Akzente setzen zu wollen. Die Stärkung der Digitalisierungskompetenz im Vorstand ist schon lange überfällig. Mit Boekhout konnte die Commerzbank ohnehin einen ausgewiesenen Experten gewinnen. Es macht mehr Sinn, ihn im Bereich der Privatkundensparte einzusetzen, wo er deutlich mehr Erfahrung hat. Die CEO-Suche ist damit weiter offen, auch wenn Boekhout nun aus dem Rennen ist und Mandel wohl gehen muss.
Die Aktie zieht im frühbörslichen Handel leicht an. Es fehlt nicht mehr viel und die Aktie könnte die Marke von fünf Euro endlich nachhaltig überwinden. Trader können weiter dazukaufen, investierte Anleger sichern die Position mit einem Stopp bei 4,00 Euro ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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