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15.04.2024 Martin Mrowka

Boeing: Zulieferer schmierte mit Seife und Vaseline – Analysten dennoch zuversichtlich

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Boeing

Immer mehr haarsträubende Details zu den Produktionsbedingungen beim Boeing-Zulieferer Spirit AeroSystems kommen ans Tageslicht. Die Boeing-Aktie sackte am Freitag auf ein 17-Monats-Tief ab. Die Analysten sind trotz der anhaltenden Qualitätsprobleme beim US-Flugzeug-Bauer zuversichtlich für den Dow-Jones-Wert.

Große Teile von Rumpf und Tragflächen bezieht Boeing von seinem vor etwa 20 Jahren ausgegliedertem Zulieferer Spirit AeroSystems. Nun hat die New York Times (NYT) neue Details zu Vorkommnissen bei der Produktion von Boeing-Flugzeugen veröffentlicht. Bei einer Überprüfung der Luftfahrtbehörde FAA wurde festgestellt, dass Spirit AeroSystems bei der Herstellung von Flugzeugen unter anderem 'Dawn'-Geschirrspülmittel und Vaseline zum Schmieren von Dichtungen und eine Hotelschlüsselkarte zur Prüfung verwendete. 

Das Unternehmen behauptet, seine Techniken seien innovativ, nicht nachlässig. "In Wirklichkeit handelt es sich um einen innovativen Lösungsansatz für ein effizientes Hilfsmittel“, sagte Spirit-Sprecher Joe Buccino zur NYT. Ein Sprecher von Boeing bestätigte gegenüber der NYT, dass Spirit die Verwendung der Seife und des Werkzeugs tatsächlich genehmigt habe.

Die Boeing-Aktie geriet daraufhin erneut unter Druck. Am Freitag schloss die Aktien an der Wall Street mit einem Tagesabschlag von 2,2 Prozent bei 169,55 Dollar. Das ist das tiefste Niveau seit November 2022. Am Montag geht es vorbörslich leicht aufwärts auf etwa 172 Dollar.

Boeing-Chart seit Oktober 2022 (in US-Dollar)
TradingView.com
Boeing-Chart seit Oktober 2022 (in US-Dollar)

Analysten bleiben zuversichtlich

Die Analysten-Garde bleibt mehrheitlich positiv für die Aussichten der Boeing-Aktie gestimmt. Die Schweizer Großbank UBS etwa hat am heutigen Montag die Einstufung für Boeing auf "Buy" mit einem Kursziel von 250 US-Dollar belassen. Analyst Gavin Parsons bezog sich bei seiner Einschätzung die Auslieferungsrate von Maschinen. Zwar rechne die Fluggesellschaft Southwest für das Jahr 2024 nun nur noch mit der Auslieferung von rund 20 Flugzeugen; vorher seien es 46 gewesen. Trotz vieler Unbekannte hält es der UBS-Experte für unwahrscheinlich, dass Boeing seine Produktion der aktuell gebremsten 737-Max-Maschinen im Laufe des Jahres nicht steigern kann. Das UBS-Kursziel bedeutet ein Potenzial von gut 45 Prozent für die Boeing-Aktie.

Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für Boeing nach Auslieferungszahlen unterdessen von 230 auf 210 Dollar gesenkt. Der Flugzeugbauer habe die Erwartungen erfüllt, schrieb Analyst Seth Seifman am Freitag. Angesichts der wegen Produktionsmängeln verlangsamten Produktion wurde der Experte mit Blick nach vorn etwas vorsichtiger, wenngleich die langfristigen Perspektiven gut seien. Er beließ die Einstufung auf "Overweight". 

Auch die kanadische Bank RBC sagt "Outperform". Das Kursziel für die Boeing-Aktie bleibt bei 225 Dollar. Angesichts der Probleme von Boeing mit Qualität und Produktion dürften Investoren die Latte für 2024 nicht zu hoch hängen, schrieb Analyst Ken Herbert in der vergangenen Woche. Hinzu kämen Wechsel im Management und zurückhaltende Aussagen auf einer Investorenkonferenz.

Die bei Bloomberg geführten 33 Boeing-Analysten sehen im Schnitt derzeit ein Kursziel von 232,81 Dollar.

Bis die offenbar weitreichenden Qualitäts- und Kontroll-Probleme bei Boeing gelöst werden, werden wohl noch viele Monate ins Land ziehen. Die Boeing-Aktie hat derweil ein so tiefes Niveau erreicht, dass erste spekulative Käufe wohl ein weiteres Abrutschen kurzfristig verhindern. DER AKTIONÄR bleibt weiterhin skeptisch für die Boeing-Aktie und bevorzugt eindeutig Airbus. Die Aktie des europäischen Erzrivalen könnte nach einer kleinen Korrektur ihren Rekordlauf fortsetzen, wenn das Börsenumfeld sich nicht allgemein eintrübt.

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