Der amerikanische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing verzeichnet zum sechsten Mal in Folge einen Quartalsverlust. Dabei werden magere Befürchtungen von Analysten sogar noch unterschritten. Die Boeing-Aktie gibt im vorbörslichen US-Handel nach zuvor freundlicher Tendenz nach. Immerhin gibt es auch einen Lichtblick zu vermelden.
Der US-Konzern hat nach seinem Rekordverlust im vergangenen Jahr auch Anfang 2021 tiefrote Zahlen geschrieben. Auch wegen des Geschäftseinbruchs durch die Corona-Krise stand im ersten Quartal unter dem Strich ein Minus von 561 Millionen US-Dollar nach einem Verlust von 641 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Damit fiel der Fehlbetrag noch höher aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Der Verlust pro Aktie lag bei 0,92 Dollar. Experten hatten lediglich -0,62 Dollar erwartet.
Zwar konnte Boeing nach der Aufhebung des Flugverbots für seinen Mittelstreckenjet 737 Max wieder zahlreiche Maschinen der Reihe ausliefern und auch neue Bestellungen einsammeln. Dafür gab es Probleme mit dem Langstreckenjet 787 "Dreamliner", so dass der Hersteller im abgelaufenen Quartal nur zwei Exemplare an seine Kunden übergab.
Der Umsatz lag mit 15,2 Milliarden Dollar noch einmal zehn Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Zuwächse im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft konnten den starken Einbruch in der Verkehrsflugzeugsparte nicht ausgleichen.
Die Boeing-Aktie rutscht im vorbörslichen US-Handel unter die 240-Dollar-Marke ab, nachdem der Kurs gestern bei 242,47 Dollar geschlossen hatte. Im deutschen Handel rutscht das Papier des Airbus-Rivalen wieder unter die 200-Euro-Marke (siehe Chart).
Kursstabilisierend wirkt ein neuer Großauftrag. Die Fluggesellschaft Silk Way Airlines aus Aserbaidschan bestellt fünf Langstrecken-Frachtmaschinen vom Typ Boeing 777. Die Fluggesellschaft will mit den neuen Jets ihre Flotte aus Fracht-Jumbos der Reihe Boeing 747 ergänzen. Laut Preisliste hat die Bestellung einen Gesamtwert von knapp 1,8 Milliarden US-Dollar. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen hohe Rabatte üblich.
Boeing hat die Produktion seiner Großraumjets zuletzt besonders stark gedrosselt. Denn Fluggesellschaften können neue Passagiermaschinen wegen des Geschäftseinbruchs im Passagierverkehr derzeit kaum gebrauchen. Die Nachfrage nach Luftfracht-Transporten ist allerdings weiterhin hoch. Normalerweise wird ein Großteil der Luftfracht in den Laderäumen von Passagierjets befördert. Infolge der Pandemie und der weltweiten Reisebeschränkungen ist das Angebot an Passagierflügen aber stark eingebrochen.
Boeing rechnet nun damit, dass 2021 ein Wendepunkt für sein Geschäft sein wird. Die Impffortschritten sollten den Luftverkehr wieder beleben.
Boeing steht wegen der Probleme mit dem Dreamliner sowie mit dem Gewinn-trächtigen Typ 737 Max weiterhin unter Druck. Investierte Anleger sollten sich eine persönliche Stop-Loss-Marke setzen - etwa bei 220 Dollar bzw. 185 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)