Der US-Luftfahrtriese Boeing hatte Fluggesellschaften vor einigen Tagen auf ein neues Produktionsproblem bei bestimmten Versionen des Krisenmodells 737 Max hingewiesen. Etliche Maschinen stehen seitdem wieder still. Das Problem mit der Elektrik des Unglücksfliegers ist wohl weitreichender als zunächst angenommen.
Die ursächlichen Produktionsmängel betreffen Komponenten in mehreren Bereichen des Cockpits, bestätigte der Airbus-Rivale am Freitagabend. Boeing arbeite derzeit mit den betroffenen Fluggesellschaften an Lösungsvorschlägen, um diese bei der US-Luftfahrtaufsicht FAA einzureichen.
Der Flugzeugbauer hatte am 9. April 16 Kunden vor einem potenziellen Defekt gewarnt und geraten, den Betrieb bestimmter Versionen der 737 Max auszusetzen, bis mögliche Mängel am Stromversorgungssystem ausgeschlossen werden können (DER AKTIONÄR berichtete). US-Fluggesellschaften nahmen daraufhin vorsichtshalber Dutzende Maschinen aus dem Flugplan. Eine Lösung lässt aber bislang auf sich warten - wann die Jets wieder abheben können, bleibt vorerst unklar.
Dass die Probleme an der Elektrik zahlreicher 737-Max-Maschinen umfassender als anfangs gedacht sind, hatte am Freitag zunächst das Fachblatt Aviation Week berichtet. Demzufolge sind rund 460 Jets betroffen, von denen aber erst 89 an Kunden übergeben wurden. Boeing hat zahlreiche Maschinen auf Lager, die während des Flugverbots produziert wurden, aber noch nicht ausgeliefert werden konnten. Die neuen Mängel könnten die Auslieferungen abermals bremsen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf eingeweihte Kreise, dass die Lösung des Problems weder zeitaufwendig noch kompliziert sein dürfte. Sobald die FAA Boeings Pläne genehmigt habe, sollten die Arbeiten nicht mehr als einige Tage pro Flugzeug dauern, hieß es in dem Bericht.
Aktienanleger reagierten zunächst relativ gelassen, Boeings Aktien gerieten im späten US-Handel am Freitag jedoch etwas stärker unter Druck. Im deutschen Handel zeigt sich das Boeing-Papier am Montag-Morgen ebenfalls nachgebend (siehe Chart).
Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und ein wichtiger Gewinnbringer. Die erneuten Probleme belasten – selbst wenn sie nicht gravierend sind – auch das Image des Flugzeugbauers. DER AKTIONÄR bevorzugt die Airbus-Aktie, die von dem Debakel weiter profitieren dürfte.
(Mit Material von dpa-AFX)