Während der Dow Jones am Montagnachmittag knapp unter dem Rekordhoch aus der Vorwoche auf der Stelle tritt, setzt sich der Erholungsversuch der Boeing-Aktie fort. Mit einem Kursplus von rund vier Prozent erobert der krisengeplagte Flugzeugbauer sogar die Pole Position im US-Leitindex. Zwei Faktoren sorgen dabei für Rückenwind.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal erwägt der Konzern einen Verkauf von Unternehmensteilen, um die klammen Kassen zu füllen. Konkret gehe es dabei um Randbereiche und Geschäftsteile, die sich unterdurchschnittlich entwickelt, meldet das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise (DER AKTIONÄR berichtete).
Zudem zeichnet sich im Arbeitskampf mit Zehntausenden Beschäftigten eine Lösung ab. Unter Mitwirkung von US-Arbeitsministerin Julie Su haben Boeing und die Gewerkschaft IAM am Wochenende eine Einigung erzielt, die unter anderem eine Einmalzahlung von 7.000 Dollar sowie ein 35-prozentiges Lohnplus über eine Laufzeit von vier Jahren vorsieht.
Die rund 33.000 Mitglieder der Gewerkschaft hatten Mitte September die Arbeit niedergelegt und damit unter anderem die Produktion von Maschinen des Typs 737 und 777 lahmgelegt. Am Mittwoch sollen sie nun über das Angebot abstimmen. Ob sie es auch annehmen, ist allerdings fraglich.
Streik-Ende als historische Chance?
Historisch betrachtet waren Streiks kein schlechter Zeitpunkt, um bei Boeing zu investieren, schreibt Bernstein-Analyst Douglas Harned in einer aktuellen Studie. Wer während der früheren Streiks der Jahre 1989, 1995 und 2005 eingestiegen ist, habe mit der Boeing-Aktie erhebliche Gewinn einfahren können.
Allerdings ist auch Harned nicht entgangen, dass die Probleme bei Boeing weit über den aktuellen Streik hinausgehen. „So sehr es auch positiv ist, eine Streiklösung zu erreichen und eine Kapitalerhöhung zu genehmigen, bleiben die vor uns liegenden Herausforderungen gewaltig“, so der Experte.
Die Boeing-Aktie legt am Montag als größter Gewinner im Dow Jones rund vier Prozent zu und kann sich damit nicht nur vom 52-Wochen-Tief aus der Vorwoche bei 146,02 Dollar absetzen, sondern auch die 50-Tage-Linie bei 160,85 Dollar zurückerobern. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch ein Minus von rund 38 Prozent unter dem Strich.
Der Langfrist-Chart und die zahlreichen operativen Probleme sprechen weiterhin gegen einen Einstieg bei Boeing. DER AKTIONÄR bleibt daher an der Seitenline und favorisiert auch weiterhin die Aktie von Airbus.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.