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09.10.2024 Martin Mrowka

Boeing: 30% Lohnplus reicht der Gewerkschaft nicht – Aktie sackt ab

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Boeing

Seit Monaten streiten sich das Boeing-Management und die mächtige Gewerkschaft IAM um Gehaltserhöhungen für Zehntausende Mitarbeiter. Ein "letztes Angebot" von Boeing, den Beschäftigten über vier Jahre 30 Prozent mehr Gehalt zu zahlen, wurde als zu niedrig abgelehnt. Nun hat Boeing sein Angebot für eine Lohnerhöhung zurückgezogen, die Aktie sackt ab.

Boeing hat nach einer ergebnislosen Verhandlungsrunde das jüngste Angebot an seine streikenden Arbeiter zurückgezogen. Die Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM), die rund 33.000 US-Beschäftigte des Luft- und Raumfahrt-Konzerns vertritt, habe Forderungen gestellt, die Boeing nicht annehmen könne, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Daher seien weitere Gespräche derzeit aus Sicht des Konzerns sinnlos.

"Die Gewerkschaft hat nicht verhandelbare Forderungen gestellt, die weit über das hinausgehen, was akzeptiert werden kann, wenn wir als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen", schrieb Stephanie Pope, die Leiterin der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte, in einem Brief an die Mitarbeiter. "In Anbetracht dieser Position machen weitere Verhandlungen zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn, und unser Angebot wurde zurückgezogen."

Die Gewerkschaft ihrerseits verwies darauf, dass der Flugzeugbauer nicht zu Nachbesserungen bei dem gut zwei Wochen alten Angebot bereit gewesen sei. Boeing hatte im vergangenen Monat ein Angebot vorgelegt, das es als "bestes und letztes" Angebot an die Gewerkschaft bezeichnete und das eine Lohnerhöhung von 30 Prozent in den nächsten vier Jahren vorsieht. Die Gewerkschaft fordert jedoch eine 40-prozentige Erhöhung.

Die IAM war Mitte September in den Streik getreten. Von der Arbeitsniederlegung war vor allem die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestseller-Modell 737 und der Langstrecken-Jet 777 gebaut werden. Vor allem bei der 737 ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften.

Boeing reagierte auf den Streik unter anderem mit einem Einstellungsstopp. Außerdem wurden Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern damals nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.

Am Dienstag nach Börsenschluss war zudem bekannt geworden, dass die Ratingagentur S&P eine Herabstufung der Bonität des Airbus-Konkurrenten prüft. Eine schlechtere Bonität würde Kredite verteuern, was die Finanzlage des Konzerns weiter verschärfen könnte.

Die Boeing-Aktie rutscht am Mittwoch im frühen Handel als schwächster Dow-Jones-Wert um fast vier Prozent auf 149 Dollar ab und markiert ein neues Zwei-Jahres-Tief.

Boeing-Chart seit April 2023 (in US-Dollar)
TradingView.com
Boeing-Chart seit April 2023 (in US-Dollar)

Der amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern kommt nicht aus dem Krisen-Strudel. Die vielen Pleiten, Pech und Pannen haben Boeing in den vergangenen Jahren viel Geld und Reputation gekostet. Finanziell ist der Konzern längst in einer Schieflage geraten, was mit einer großen Kapitalerhöhung ausgeglichen werden soll. Die Eskalation im Streit mit der Gewerkschaft IAM ist kein gutes Signal. Fazit: Anleger sollten die Boeing-Aktie weiterhin meiden.

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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.

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