Seit fünf Wochen streiken in Seattle die Boeing-Arbeiter. Der finanzielle Schaden ist inzwischen derart hoch, dass der Flugzeugbauer am Freitagabend angekündigt hat, jeden zehnten Arbeitsplatz zu streichen. Im nachbörslichen US-Handel geht es für die Aktie daher nach unten. DER AKTIONÄR verrät die Details zum Stellenabbau.
Boeing hat am Freitagabend überraschend mitgeteilt, dass für das dritte Quartal ein Verlust je Aktie von 9,97 Dollar erwartet wird. Der US-Flugzeugbauer rechnet mit einer Vorsteuerbelastung von drei Milliarden im Bereich der kommerziellen Flugzeuge und zwei Milliarden Dollar im Verteidigungsgeschäft. Bisher hatte Boeing einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.
Zudem gab Boeing bekannt, dass der Umsatz im dritten Quartal nur bei 17,8 Milliarden Dollar liegen werde – das ist fast eine Milliarde weniger als bisher von Experten erwartet wurde. Die ausführlichen Quartalszahlen legt Boeing am 23. Oktober vor.
Wegen der ausufernden Verluste kündigte Boeing-Chef Kelly Ortberg nun einen Stellenabbau von zehn Prozent der Belegschaft an. Demnach fallen weitere 17.000 Jobs weg. Im Rahmen seines Konstensparprogramms hat Boeing in diesem Jahr schon mal den Rotstift bei der Zahl der Mitarbeiter angesetzt.
Wegen des weiter andauernden Streiks verschiebt sich zudem die Markteinführung des Großraumflugzeug 777X. Der US-Flugzeugbauer will den Flieger, für den noch immer nicht alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen nun erst im Jahr 2026 ausliefern. Das entspricht einer Verzögerung um etwa sechs Jahre zum ursprünglichen Zeitplan, wie CNBC berichtet.
Des Weiteren wird Boeing die Produktion von 767-Frachtflugzeugen im Jahr 2027 einstellen, nachdem die restlichen Aufträge abgearbeitet wurden, wie Ortberg in einem Memo an die Belgschaft mitteilte. 29 offene Bestellungen für die zivile 767-Version gibt es noch.
Boeing hatte den streikenden Arbeitern zuletzt eine Einkommenserhöhung von 30 Prozent über die vierjährige Laufzeit des Vertrags angeboten. Nachdem die Gewerkschaft sich darauf nicht einließ, zog Boeing das Angebot zurück. Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.
Nachdem die Boeing-Aktie den regulären Handel noch mit einem Plus von drei Prozent beendet hatte, geht es nachbörslich um etwa zwei Proezent nach unten. Das zeigt: Die Probleme bei Boeing sind längst noch nicht vollständig im Kurs eingepreist. Anleger meiden die Aktie weiter und greifen nicht in das fallende Messer.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.