Der Flugzeug-Hersteller kämpft weiterhin mit Qualitätsproblemen. Zehntausende Mitarbeiter streiken derzeit für mehr Geld - das Boeing
offenbar nicht hat. Bloomberg-Informationen zufolge steht Boeing kurz vor der Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit auf Ramsch-Niveau. Der Konzern plant nun, massenhaft neue Aktien auszugeben. Doch die Aktie steigt am Dienstag.
Wie Insider berichten, erwägt Boeing in naher Zukunft eine Mega-Kapitalerhöhung. Mindestens zehn Milliarden Dollar will sich der ehemals weltgrößte Luft- und Raumfahrt-Konzern durch den Verkauf neuer Aktien beschaffen. Bloomberg schreibt unter Berufung auf informierte Personen, so wolle der Flugzeug-Hersteller seine durch den laufenden Streik erschöpften Barreserven wieder auffüllen.
Die massive Erhöhung des Eigenkapitals werde wahrscheinlich frühestens in einem Monat erfolgen, vorausgesetzt, dass der Flugzeug-Hersteller den Streik beenden kann. Rund von 33.000 Arbeitnehmer streiken derzeit für massive Lohnerhöhungen. Ein Boeing-Angebot von 30 Prozent Lohnplus über die nächsten vier Jahre wurde abgelehnt, die Arbeiter beharren auf 40 Prozent mehr. Die finanziellen Auswirkungen des Streiks kann Boeing derzeit noch nicht abschätzen.
Boeing is considering raising at least $10 billion by selling new stock, as the planemaker seeks to replenish cash reserves depleted further by an ongoing strike https://t.co/CTRiWUgXql pic.twitter.com/xjpJpp2caR
— Bloomberg TV (@BloombergTV) October 1, 2024
Boeing-Finanzvorstand Brian West hatte vor wenigen Wochen noch keine direkte Antwort auf die Frage, ob Boeing bis zum Jahresende oder Anfang 2025 möglicherweise Fremd- oder Eigenkapital aufnehmen muss. "Erstens wollen wir dem Investment-Grade-Rating Vorrang einräumen. Und zweitens wollen wir es dem Werk und der Lieferkette ermöglichen, sich zu stabilisieren“, sagte er und bezog sich dabei auf den laufenden Streik.
Der Flugzeughersteller steht unter Druck, weil die Produktion seiner umsatzstärksten 737-Max-Jets nach einem Zwischenfall im Januar eingebrochen ist. Damals war eine Türverkleidung eines neuen Modells während des Flugs herausgebrochen. Nun hat Boeing mit den bevorstehenden Fälligkeiten seiner Schulden zu kämpfen. Knapp 4,6 Milliarden Dollar an Anleihen und Krediten werden bis Ende 2025 fällig.
Der Konzern ist insgesamt mit rund 60 Milliarden Dollar hoch verschuldet und verzeichnete in der ersten Jahreshälfte 2024 einen operativen Cashflow-Verlust von mehr als 7 Milliarden Dollar. Branchenexperten gehen davon aus, dass Boeing wohl noch bis Ende 2024 neue Barmittel auftreiben muss. Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen zwischen 10 und 12 Milliarden Dollar braucht.
Mit der Ausgabe von neuen Aktien wird bekanntlich der Gewinn verwässert, was normalerweise der Grund für Aktienverkäufe und entsprechende Kursrückgänge ist. Doch am Dienstag legt die Boeing-Aktie zu, gehört mit einem Kursplus von zeitweilig etwa zwei Prozent auf 156,40 Dollar zu den Tagessiegern im Dow Jones. Zuvor hatte der Wert bei 149,50 Dollar ein neues Zwei-Jahres-Tief markiert.
Die US-Bank JPMorgan hat ihre Einstufung für Boeing heute mit "Overweight" bestätigt und bleibt bei einem Kursziel von 235 US-Dollar. Eine mögliche Kapitalerhöhung wäre keine Überraschung, auch wenn damit einige Fragen verbunden wären, schrieb Analyst Seth Seifman in einer aktuellen Studie.
Dass die Boeing-Aktie trotz der wahrscheinlichen Mega-Kapitalerhöhung zulegt, liegt offenbar an Käufern, die den Boeing-Kurs vor einer Bodenbildung sehen. Der Blick auf den Chart offenbart jedoch: Das ist reine Spekulation. Der Abwärtstrend ist weiterhin intakt, das Unternehmen trotz neuer Führung und diverser Bemühungen, die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen weiterhin angeschlagen. DER AKTIONÄR rät auch auf dem gedrückten Niveau noch nicht zu einem Einstieg. Konkurrent Airbus ist hingegen deutlich besser aufgestellt.
Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.