Der Chef der Verteidigungs- und Raumfahrt-Sparte wird mit sofortiger Wirkung entlassen. Das teilte der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg in einer Mail an die Mitarbeiter des Konzerns mit. Nach Ärger mit dem Raumschiff 'Starliner' und weiteren Problemen bei Rüstungsprojekten ist die Boeing-Aktie auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren abgesackt.
Nach Ärger mit dem Raumschiff 'Starliner' und weiteren Problemen bei Rüstungsprojekten wechselt Boeing den zuständigen Sparten-Chef aus. Ted Colbert werde den Flugzeugbauer verlassen, teilte der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg am Wochenende in einer E-Mail an die Mitarbeiter mit. Die Führung solle kommissarisch Steve Parker übernehmen, der bisher für das operative Geschäft zuständig war.
Der 'Starliner' hatte Boeing zuletzt schlecht aussehen lassen. Beim ersten Flug mit zwei Astronauten traten Probleme mit den Triebwerken und Helium-Lecks auf. Die US-Weltraumagentur NASA hatte daher aus Sicherheitsgründen beschlossen, die Kapsel ohne Menschen an Bord zur Erde zurückkehren zu lassen. Sie landete sicher.
Aus 8 Tagen werden 8 Monate
Ende August hatte die NASA ihre endgültige Entscheidung bekannt gegeben, dass sich der ursprünglich achttägige Weltraum-Ausflug der beiden Astronauten in einen mehrmonatigen Aufenthalt auf der ISS wandelt. Suni Williams und Butch Wilmore, die am 5. Juni an Bord der 'Starliner'-Kapsel zur ISS gestartet waren, werden frühestens im Februar 2025 nach Hause zurückkehren. Abgeholt werden sollen sie dann mit dem Raumschiff 'Crew Dragon' des Boeing-Konkurrenten SpaceX.
Die Boeing-Aktie schloss am vergangenen Freitag den US-Handel mit 153,29 Dollar auf dem tiefsten Stand seit November 2022. Ein weiteres Abrutschen der Notierung des US-Flugzeugbauers erscheint wahrscheinlich. Charttechnisch befindet sich der Luft- und Raumfahrt-Konzern in einem Abwärtstrend.
Zu hohe Kosten bei 'Air Force One'
Boeings Rüstungs- und Weltraumsparte hat auch noch andere Probleme. So gibt es hohe Kostenüberschreitungen beim Umbau von zwei 747-Jumbo-Jets zu neuen Flugzeugen für US-Präsidenten. Auch das Tankflugzeug KC-46 wird deutlich teurer als geplant. Der Bereich verbuchte im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von rund einer Milliarde Dollar – und im laufenden Vierteljahr dürfte es nicht besser aussehen.
Der neue CEO Ortberg übernahm die Führung bei Boeing Anfang August. Der Flugzeugbauer steckt nach einer Pannenserie in der schweren Krise. In diesem Jahr sorgte unter anderem ein Zwischenfall, bei dem ein Rumpfteil einer Boeing 737-9 Max im Steigflug herausbrach, für einen verstärkten Fokus auf Qualitätskontrollen bei dem Konzern. Aktuell wird die Produktion der 737 und des Langstreckenjets 777 zudem durch einen Streik der größten Boeing-Gewerkschaft mit 33.000 Arbeitern blockiert, die bis zu 40 Prozent mehr Gehalt verlangen.
Solange die vielfältigen Probleme von Boeing nicht beseitigt sind, dürfte der Dow-Jones-Konzern an der Börse weiterhin leiden. Auf dem Weg nach unten bietet die 150-Dollar-Marke eine gewisse psychologische Unterstützung. Bei etwa 143 Dollar verläuft die untere Parallele zu einem mittelfristigen Abwärtstrend. Markante Chart-Unterstützungen finden sich erst beim Tief von September 2022 bei gut 120 Dollar und beim Juni-2022-Tief bei 113 Dollar.
Abgesehen von kurzfristig möglichen Zwischenerholungen ist eine Trendwende aufwärts nicht zu erkennen. DER AKTIONÄR rät bei der Boeing-Aktie weiterhin, an der Seitenlinie zu verharren. Alternative Airbus sieht besser aus.
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(Mit Material von dpa-AFX)
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Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.