Es kommt wie es kommen musste. Die Corona-Krise und das Debakel um den Unglücksflieger 737 Max brocken dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing im ersten Quartal einen Verlust ein. Gleichzeitig gibt der US-Konzern empfindliche Maßnahmen beim "Dreamliner" und bei der Belegschaft bekannt. Doch die Boeing-Aktie legt am Mittwochmittag zu.
Boeing steckt aufgrund des Problemfliegers 737 Max, der nach zwei verheerenden Abstürzen seit mehr als einem Jahr weltweit mit Startverboten belegt ist, bereits tief in der Krise. Durch die Corona-Pandemie, die den Luftverkehr nahezu zum Erliegen gebracht hat, gerät das Unternehmen noch stärker in Not.
"Die Pandemie trifft jeden Aspekt unseres Geschäfts", sagte Vorstandschef Dave Calhoun. "Wir stehen vor völlig unerwarteten Herausforderungen." Boeing wolle wegen der Krise nun rund zehn Prozent seiner Mitarbeiter entlassen. Die Corona-Krise bringt viele Fluggesellschaften finanziell unter Druck, was Boeing durch Stornierungen zu spüren bekommt.
Im ersten Quartal ist der Boeing-Konzern entsprechend in die roten Zahlen gerutscht. Unterm Strich fiel ein Verlust von 641 Millionen Dollar an. Pro Aktie ergeben sich minus 1,70 Dollar. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Boeing noch einen Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar erzielt. Der Umsatz des Airbus-Erzrivalen sank um 26 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar, was nur minimal unter den Erwartungen liegt.
Im ersten Quartal gingen Boeing unterm Strich vor allem Aufträge für die 737 Max verloren. Wegen der Pandemie musste außerdem die aufgrund der Startverbote für den Krisenjet ohnehin schon stark eingeschränkte Flugzeugproduktion vorübergehend ganz gestoppt werden. Der Flugzeugbauer kündigte an, er werde den Personalbestand insgesamt um bis zu zehn Prozent reduzieren.
Der Konzern ist zwar dabei, seine Werke wieder zu öffnen, wird die Produktion seines Langstreckenjets 787 "Dreamliner" sowie der Boeing 777 und deren Neuauflage 777X jedoch wegen des Corona-Nachfrageschocks dauerhaft drosseln. Vom Typ 787 sollen monatlich nur noch sieben Flieger gebaut werden. Zuletzt wurden noch 14 "Dreamliner" pro Monat gefertigt.
Da die Corona-Pandemie auch die US-Behörden lahmlegt, könnte sich zudem die zur Jahresmitte von Boeing dringend erhoffte Wiederzulassung der 737 Max durch die Luftfahrtaufsicht noch weiter verzögern.
Je länger das bis zu den Abstürzen bestverkaufte Modell nicht abheben darf, desto schwieriger wird es für Boeing. Das belastet auch die Aktie stark - der Kurs brach in den vergangenen drei Monaten um gut 60 Prozent ein.
Der Quartalsbericht kam indes zunächst gut bei Anlegern an - die US-Aktie reagierte vorbörslich mit Kursgewinnen. Zuletzt lag sie mit rund 3,5 Prozent im Plus. Im deutschen Handel stieg der Wert sogar um rund fünf Prozent. (Mit Material von dpa-AFX)
Mittlerweile sind bereits viele negative News im Kurs von Boeing eingepreist. Dennoch bleibt die Boeing-Aktie ein heißes Eisen. DER AKTIONÄR favorisiert unter den Flugzeugbauern weiterhin den europäischen Konkurrenten Airbus, der heute ebenfalls seine Quartalszahlen vorlegte. Beide Unternehmen werden Jahre brauchen, um sich von der Krise zu erholen.