Böse Überraschung für Biogen, Eisai und BioArctic. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine Empfehlung für das Alzheimer-Medikament Lecanemab abgelehnt. Die Aktien der drei börsennotierten Biopharma-Firmen reagieren teils mit heftigen Kursverlusten auf die schlechten Nachrichten.
Das Risiko schwerer Nebenwirkungen des Antikörpers sei höher zu bewerten als die erwartete positive Wirkung, so die EMA am Freitag. Dabei verwies die Behörde insbesondere auf mögliche Wassereinlagerungen und Blutungen im Gehirn von Menschen, die mit dem Präparat behandelt werden. Zu den Nebenwirkungen zählen Mikroblutungen und Ödeme im Gehirn. Daher muss eine Therapie regelmäßig mit Untersuchungen per Kernspin (MRT) kontrolliert werden. Der zuständige Ausschuss der EMA entschied nach Mitteilung der Behörde, "dass der beobachtete Effekt des Präparats beim Abbremsen des kognitiven Verfalls das Risiko von ernsthaften Nebenwirkungen (...) nicht aufwiegt".
In den USA bereits zugelassen
Lecanemab - Handelsname Leqembi - steht in den USA schon seit Anfang 2023 zur Verfügung, zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium. Die Therapie bessert zwar nicht die Symptome, kann den Krankheitsverlauf aber in diesem Stadium etwas abbremsen. Infrage käme der Antikörper somit nur für einen sehr begrenzten Kreis von Alzheimer-Patienten, nach Einschätzung von Experten für weniger als zehn Prozent.
Die Empfehlung der Behörde ist notwendig für die Zulassung von Medikamenten in der EU. Das Unternehmen Eisai, das den Antrag auf Zulassung für die EU gestellt hatte, darf nach Angaben der Behörde innerhalb von 15 Tagen eine erneute Prüfung beantragen. Das Papier des japanischen Pharma-Konzerns verliert auf der Handelsplattform Tradegate gut sieben Prozent. Knapp sechs Prozent verliert indes das Papier des Partners Biogen.
Der Ursprung der Substanz Lecanemab liegt allerdings in Schweden beim kleineren Biotech-Unternehmen BioArctic. Das Unternehmen ist am dringendsten auf den kommerziellen Erfolg des Alzheimer-Medikaments angewiesen, was sich auch in der Kursreaktion widerspiegelt. In Stockholm verliert das Papier rund ein Drittel an Wert.
Ein massiver Rückschlag für das Trio. Ohnehin bleibt es schwierig, das Alzheimer-Medikament für die breite Masse am Markt zu platzieren. Alle drei Aktien sind derzeit kein Kauf beziehungsweise keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)