Das Übernahme-Karussell im Biotech-Sektor bleibt in Bewegung. Nachdem bereits Astrazeneca am Freitag mit der Zahlenvorlage den Kauf eines Gentherapie-Portfolios von Pfizer angekündigt hat, ist auch Biogen fündig geworden. Der US-Biotech-Gigant will sich Reata Pharmaceuticals einverleiben – für einen stolzen Preis.
Biogen legt satte 7,3 Milliarden Dollar oder umgerechnet 172,50 Dollar je Reata-Aktie auf den Tisch. Das entspricht einem Aufschlag von knapp 59 Prozent auf den gestrigen Schlusskurs. Vor der Ankündigung hatte bereits die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Absicht Biogens berichtet.
$BIIB Is Said to Weigh Takeover of $4 Billion Drugmaker $RETA. https://t.co/1mZ4NTN3Rr
— Michel Doepke (@doepke_michel) July 28, 2023
Reata hat sich auf die Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Krankheiten spezialisiert. In den USA konnte die Gesellschaft die Zulassung für Skyclarys erhalten zur Behandlung von Friedreich-Ataxie erhalten – eine erbliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.
Laut Angaben der Deutschen Hirnstiftung beträgt die Häufigkeit etwa 1 zu 50.000, in Deutschland sind etwa drei bis vier von 100.000 Einwohnern betroffen. Weltweit werden rund 15.000 Betroffene geschätzt.
"Wir sind davon überzeugt, dass Biogen mit seiner umfassenden Erfahrung in der Entwicklung und globalen Vermarktung von Produkten für seltene Krankheiten, die wir mit Spinraza und der kürzlichen Markteinführung von Qalsody unter Beweis gestellt haben, über die notwendigen Voraussetzungen verfügt, um die Bereitstellung von Skyclarys für Patienten auf der ganzen Welt zu beschleunigen", so Biogen-Chef Christopher Viehbacher. "Dies ist eine einzigartige Gelegenheit für Biogen, unseren kurzfristigen Wachstumskurs zu verstärken und Skyclarys ist eine hervorragende Ergänzung unseres globalen Portfolios von Behandlungen für neuromuskuläre und seltene Krankheiten."
Biogen kauft sich frisches Wachstum teuer ein. Wer investiert ist, beachtet den Stoppkurs bei 230 Euro. Die Reata-Aktie dürfte sich indes in den kommenden Handelstagen dem Gebot von Biogen annähern. DER AKTIONÄR geht davon aus, dass es zu keinem Bieterkampf kommt. Anleger nehmen bei Reata die Gewinne mit, wenn das Papier etwas unterhalb von 172,50 Dollar notiert.