Mitte Juli hatte sich der BayWa-Konzern selbst zum Sanierungsfall erklärt. Hauptgrund dafür ist die enorme Schuldenlast. Gespräche mit Banken und Finanzierungspartnern sowie ein Sanierungsgutachten sollten nun Auswege aus der angespannten Finanzierungslage liefern. Ein erster Entwurf des Gutachters für den Agrarhändler liegt nun auf dem Tisch.
„Das von der BayWa AG im Juli 2024 beauftragte Sanierungsgutachten kommt in einem ersten Entwurf zu dem Ergebnis, dass die BayWa AG unter bestimmten Voraussetzungen saniert und mittelfristig ihre operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit wieder hergestellt werden kann“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. „Wesentliche Grundlage dafür ist nach Einschätzung des Entwurfs des Gutachtens, dass die BayWa-Gruppe mit stabilem Ausblick operiert und in den wesentlichen Geschäftsbereichen eine führende Position hat.“
Als wesentliche Restrukturierungsmaßnahmen, die über einen mehrjährigen Zeitraum ausgerichtet sind, geht der Entwurf unter anderem von zahlreichen operativen Einsparmaßnahmen aus und sieht darüber hinaus Veräußerungen von einzelnen Geschäftsbereichen vor.
Dieser Satz in der Mitteilung zeigt, dass hier aber noch viele Frage offen sind: „Die Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern und wesentlichen Stakeholdern über das Sanierungskonzept sowie die Neuordnung der Finanzierung verlaufen weiterhin konstruktiv. Der Vorstand geht davon aus, dass sie erfolgreich abgeschlossen werden können.“
Mitte August konnte sich BayWa etwas Luft verschaffen. Die Gläubigerbanken und Kernaktionäre haben dem Unternehmen mit einer Übergangsfinanzierung in Höhe von insgesamt 547 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Damit sei die Finanzierung nun mindestens bis zum 30. September gesichert, hieß es aus der Konzernzentrale.
Alles kann, nichts muss. BayWa gilt insbesondere wegen der großen Bedeutung für die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung vor allem im Süden Deutschlands als systemrelevant. Ob das Unternehmen mit den nun eingeleiteten Sparmaßnahmen und anstehenden Verkäufen von einzelnen Geschäftsbereichen tatsächlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt, ist Stand heute noch offen. Die Volatilität der Aktie dürfte spürbar zunehmen. Anleger beobachten die Entwicklung vorerst weiter von der Seitenlinie.