Vergangene Woche hat Bayer in den USA einen weiteren Prozess um angebliche Krebsrisiken glyposathaltiger Unkrautvernichter gewonnen (DER AKTIONÄR berichtete). Wichtiger als der Prozessgewinn wird aber Anfang dieser Woche die Entscheidung des obersten US-Gerichts über eine mögliche Grundsatzverhandlung im Glyphosat-Streit.
Ein Bayer-Sprecher sprach am Freitag von einer weiteren "positiven Entwicklung in den Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in jüngster Zeit". So sei es Teil des Plans zum Beenden der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten, dass Fälle vor Gericht gebracht würden, wenn "Klägeranwälte unrealistische Forderungen stellen." Der Anwalt der Klägerin führte die Niederlage indes auf technische Umstände zurück, da der Prozess auch online via Zoom geführt wurde. Er kündigte an, in Berufung gehen zu wollen.
Viel wichtiger als der aktuelle Prozesssieg ist allerdings die anstehende Entscheidung des US Supreme Court über die Annahme eines der verlorenen Fälle zur Verhandlung. Eine Entscheidung wird am Montag (13. Dezember) erwartet.
Wichtige Entscheidung
In dem Antrag an den Supreme Court argumentiert Bayer mit der sogenannten Federal Preemption. Der Konzern vertritt demzufolge die Ansicht, Schadenersatzansprüche wegen angeblich fehlerhafter Warnungen vor Krebsrisiken könnten nach einzelstaatlichem Recht nicht bestehen, wenn sie mit Bundesrecht kollidieren. Denn die verantwortliche Bundesbehörde habe eine solche Warnung verboten.
Sollte der Fall verhandelt werden und eine höchstrichterliche Entscheidung zugunsten von Bayer fallen, käme das einem Befreiungsschlag gleich. Die Leverkusener versprechen sich davon, die Glyphosat-Streitigkeiten dann im Grunde beenden zu können. Vor allem mögliche künftige Klagen stehen dabei im Fokus.
Für den Fall, dass der Supreme Court sich mit dem Glyphosat-Verfahren nicht befassen will oder letztlich gegen Bayer entscheidet, hatte der Konzern im Sommer weitere Rückstellungen von 4,5 Milliarden US-Dollar gebildet. Mit dem Geld würde Bayer dann ein Programm aufsetzen, um in den kommenden 15 Jahren mit den Forderungen neuer Kläger umzugehen.
Seit Jahren ist die Causa der große Belastungsfaktor für die Bayer-Aktie. Eine Entscheidung des Supreme Courts zu Gunsten der Leverkusener könnte dem DAX-Wert kurzfristig auf die Sprünge helfen. Dennoch sind die finanziellen Risiken der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten immer noch schwer abzuschätzen und die Problematik noch nicht in Gänze vom Tisch. Anleger sollten daher weiter einen Bogen um die Aktie machen.
(Mit Material von dpa-AFX)